The Bunker Diary

Autor Kevin Brooks

Verlag Penguin 2013; pp. 259

Groß waren die Sorgen – nicht nur, weil Brooks mit diesem Buch heuer die begehrte Carnegie Medal gewonnen hat…

…sondern auch, weil man um die Psyche jugendlicher Leser/innen fürchtet, die mit „The Bunker Diary“ einen Roman lesen, der Emma Donoghues „Room 5“ fast zur gefälligen Unterhaltungsliteratur macht.
Dabei übersehen die Kritiker/innen, dass die Jugendlichen längst an Serienfilmen wie „Saw“ und „Hostel“ geschult sind und mit derlei Lesekost bestimmt souverän umgehen können.
Die Geschichte ist relativ einfach: Der sechzehnjährige Linus, Kind aus reichem Haus, ist von zu Hause abgehauen, lebt auf Londons Straßen und wird eines Tages gekidnappt. Er findet sich in einem Bunker wieder, in dem sechs Zimmer sind. Die einzige Verbindung zur Außenwelt ist ein Lift – von den Überwachungskameras in jedem Zimmer (also auch im Badezimmer) einmal abgesehen. Die Zimmer füllen sich allmählich: mit der neunjährigen Jenny, dem kraftstrotzenden Junkie Fred, der smarten Immobilienfrau Anja, dem unsympathischen Unternehmensberater Ben und dem alten und kranken Philosophen Russell. Erraten – es ist eine bunt zusammengewürfelte Reality-TV Gruppe, nur erfahren wir nie, wer sie warum zusammengewürfelt. Während der Kidnapper Gott spielt, Belohnungen und Bestrafungen verteilt, macht sich in der Gruppe allmählich Verzweiflung breit. Ausbruchsversuche sind sinnlos, Kontakt kann nur mit dem Entführer per Notizzetteln aufgenommen werden; manchmal reagiert er, manchmal nicht.
Linus ist der sympathischste der Eingesperrten, und ihm verdanken wir das Tagebuch; wie wir an dieses herankommen, bleibt ebenfalls offen. Aber es zeichnet ein gelungenes Bild von dem Gefangenen, der Verzweiflung,  der sterbenden Hoffnung. Und dabei ist es immer ungeheuer spannend, weil sich auch der Kidnapper ein paar böse Überraschungen einfallen lässt; trotzdem  - oder deswegen vielleicht - würde man manchmal gerne ein paar Seiten überspringen, weil man einfach wissen will, ob irgendwer irgendwie aus diesem echten und auch mentalen Loch herauskommen kann.
Wie immer bei Brooks, der uns schon zahlreiche Romane zum Nägelkauen geliefert hat: einfach spannend!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.09.2014
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/verbrechen/detail/the-bunker-diary.html
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