A Great and Terrible Beauty

Bray hat eine sehr geschickte Mischung aus Erzähltraditionen gewählt und sich außerdem offen gelassen, den Erzählstrang weiter zu knüpfen. Mit ihrem Roman um ein junges Mädchen im viktorianischen England verbindet sie Internatsgeschichte, Schauergeschichte und Epoc ...

Bray hat eine sehr geschickte Mischung aus Erzähltraditionen gewählt und sich außerdem offen gelassen, den Erzählstrang weiter zu knüpfen. Mit ihrem Roman um ein junges Mädchen im viktorianischen England verbindet sie Internatsgeschichte, Schauergeschichte und Epochen-Pastiche zu einem lesenswerten Ganzen.

Gemma Doyle (16) wächst in Indien auf, aber nach dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter kommt sie ins englische Internat Spence. Nach den üblichen Stellungskämpfen bildet sich eine Gruppe von vier Mädchen heraus: Gemma, die dominante Felicity, die schöne (aber epileptische) Pippa und die unansehnliche Ann.

Gemma wurde von einem gewissen Kartik von Indien bis nach Spence verfolgt, denn dieser kennt bereits ihr Geheimnis, ohne dass Gemma davon noch etwas ahnt. Sie kann in die sogenannten "realms" reisen, einer Parallelwelt, die vordergründig alle Wünsche zu erfüllen scheint. (Wir alle wissen natürlich, dass es dafür immer einen Preis zu zahlen gilt.) Eines Nachts findet Gemma ein Tagebuch, das das Schicksal zweier Mädchen schildert, die angeblich 1871 in einem Feuer umgekommen sind. Es zeigt sich, dass es einen Orden gibt, der die "realms" kontrollieren kann, aber jene zwei Mädchen haben ein Monster geschaffen, das die Ordnung bedroht.

Es beginnt ein geheimnisvolles Hin und Her zwischen Gegenwart und Vergangenheit, in dessen Mittelpunkt Gemma und ihre tote Mutter stehen; es scheint, als könnten auch die vier Mädchen ihr Schicksal nicht kontrollieren, als müssten sie einen hohen Preis bezahlen.

Was das Buch besonders lesenswert macht, ist aber, dass wir gleichzeitig viel darüber erfahren, was von jungen Mädchen aus wohl situierten viktorianischen Familien erwartet wurde. Und da es für viele der Vorgänge – für die Außenwelt – auch eine vernünftige Erklärung gibt, könnte das Buch gleichzeitig als ein Dokument romantischer Überdrehtheit, wie sie durch die Internatssituation befördert wurde, gelesen werden.

Ein Roman also, der ein bisschen Mühe erfordert (400+ Seiten), der aber auf mehreren Ebenen gelesen werden kann und obendrein die Qualität eines 'page-turners' hat. Das klingt doch verlockend, würde ich meinen.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/unheimliches/detail/a-great-and-terrible-beauty.html
Kostenpflichtig
nein