"Cormiers Jugendbücher bewegen sich immer mehr zum Abgründigen und Sinistren; dass er keine schönen Lösungen bietet, dass es bei ihm nur ganz selten Läuterung und Rückkehr zur Normalität gibt, ist bekannt.
In "Tenderness" lässt Cormier abwechselnd die 15-jährige Lori Cranston und den 18-jährigen Eric Poole erzählen. Lori, Kindfrau aus eher zerrütteten Familienverhältnissen, hat ihre Obsessionen; so muss sie etwa einen Sänger küssen, um sich von ihrer Fixierung auf ihn zu heilen. Und so muss sich auch Eric küssen, der drei Jahre in einer Jugendstrafanstalt verbracht hat, weil er seine Eltern ermordet hat. Was niemand weiß, nur ein Polizist vermutet, ist, dass Eric ein Serienmörder ist, der bereits drei Mädchen getötet hat. Der Drang zur Zärtlichkeit, eine ungeheure Anspannung, entlädt sich bei ihm letztlich im Mord.
Lori, die so gar nicht sein Typ ist, wird zur Gefahr für ihn; sie hat sich in seinem Auto versteckt und reist mit ihm. Allmählich erfährt Lori die Wahrheit - ihr Tod scheint unausweichlich. Eric aber kämpft ebenfalls mit neuen Gefahren und Gefühlen...
Dass es hier kein happy end geben kann, ist klar. Manchen mag der Schluss zu konstruiert erscheinen, die ganze Geschichte zu spekulativ sein - aber: "Tenderness" ist kein Buch, das man zur Seite legt, denn Cormier bietet - erzähltechnisch und inhaltlich - schlicht und einfach eine spannende Geschichte. Und angesichts heutiger Geschmäcker ist Cormiers Buch garantiert ein Treffer bei Jugendlichen. Es empfiehlt sich obendrein, den Roman in der Klasse zu besprechen (kaputte Kindheit, das Böse schlechthin, die Grenzen des Verständnisses für Menschen etc.)"