Magorian hat ja schon in "Good Night Mister Tom" bewiesen, dass sie etwas von der Zeit des Zweiten Weltkriegs und den nachfolgenden Jahren versteht - hier zeigt sie wieder, wie sehr sie mit dem Alltag der Nachkriegszeit vertraut ist.

Wir schreiben das Jahr 1949 und Henry (15) lebt mit Mutter, Großmutter, der Stiefschwester Molly und dem Stiefvater Uncle Bill unter ärmlichen Verhältnissen in einer fiktiven Stadt, die zahlreiche Kinos beherbergt. Dies ist deshalb so wichtig, weil Kino im Nachkriegsengland der Ort des Luxus war, und Henry bei jeder Gelegenheit, sobald er sich ein paar Pennies verdient hat, ins Kino geht. Dort lernt er auch Mrs Beaumont, eine ältliche Autorin und Wohltäterin, kennen, die sein Leben und das Leben seiner Freunde gründlich verändern wird. Bevor sie das tun kann, müssen die Außenseiter allerdings erst Freunde werden, denn Pip ist ein uneheliches Kind und Jeffries der Sohn eines Deserteurs (ausgerechnet dem soll Henrys Vater das Leben gerettet haben und dabei umgekommen sein). Und dann ist da noch Grace, die zwar nicht lesen kann, aber eine großartige Sängerin ist.

Henry, von der bösen Großmutter als Einziger gemocht, wächst im Glauben heran, dass sein Vater als Kriegsheld gestorben ist. Als er aber im Zuge eines Projekts, zu dem ihn Mr Finch, der neue Lehrer, ausgerechnet mit Pip und Jeffries als Partnern verdonnert hat, auf mysteriöse Fotos stößt, beginnt sein Weltbild zu wanken. Von nun an geht es los mit Intrigen und Überraschungen, bösen Nachstellungen und noch böseren Taten, sodass wir eine ordentliche Portion Dickensianischer Aufgeregtheiten serviert bekommen. Gleichzeitig erfahren wir aber auch viel über den Alltag, vor allem aber übers Kinogehen und über die Filme, die jede Woche gezeigt werden. So besehen ist das Buch wie einer jener überdimensionierten Filme, die gezeigt werden: voll Schrecken, Freuden, gute Wendungen. Und zu guter Letzt ist es auch ein Buch, das uns erzählt, wie sich Träume verwirklichen lassen, wenn man nur ein bisschen Unterstützung findet. Ein lesenswerter Wälzer (und wer will, kann gleich den Film nachschieben)!

Egmont 2008; pp. 703