Clay
Ich schiebe es ja immer hinaus, einen neuen Almond zu lesen, weil ich mir denke, das wird eine Anstrengung – aber das stimmt natürlich nicht, besonders nicht beim vorliegenden Roman, der ein wunderbares Gesamtbild in einer klaren Sprache liefert.
Almond liefert eine Variante des Frankenstein-Th ...
Ich schiebe es ja immer hinaus, einen neuen Almond zu lesen, weil ich mir denke, das wird eine Anstrengung – aber das stimmt natürlich nicht, besonders nicht beim vorliegenden Roman, der ein wunderbares Gesamtbild in einer klaren Sprache liefert.
Almond liefert eine Variante des Frankenstein-Themas, aber unter völlig anderen Voraussetzungen und an einem seltsamen Schauplatz, einem Kaff (Felling) in Northumberland.
Davie und Geordie, brave Ministranten in Felling, in dem das Sagen immer noch Father O’Mahoney hat, könnten ein unbekümmertes Bubenleben führen, wenn da nicht Martin ‚Mouldy‘ Mould wäre, der mit seiner kleinen Bande Terror ausübt. Da kommt eines Tages der seltsame Stephen Rose, des Priesterseminars verwiesen, um bei seiner Tante Crazy Mary zu leben. Stephen ist ein talentierter junger Mann: Er kann aus Ton die interessantesen Figuren formen, und Pfarrer und Lehrer sind ob seiner Gabe begeistert. Aber Stephen will mehr: Er will, dass Davie ihm dabei hilft, den Ton zu beleben. Gemeinsam erschaffen sie ein Monster, dem sie Leben einhauchen wollen. Und plötzlich ist es vorbei mit dem beschaulichen Leben in Felling…
Almond verbindet Frankenstein- und Golem-Elemente und kontrastiert sehr gekonnt die dunkle Figur des Stephen, der aus einer Familie von Verrückten stammt (wie es heißt) mit der naiven Welt der beiden anderen Buben, vor allem mit der Welt von Davie, der sich zwischen Normalität und Grauen bewegt, der die Süße des Schreckens spürt und diesem doch nicht ganz verfallen kann. Es ist eine Geschichte in Schwebe, die uns Almond liefert, und voller Neugier schweben wir mit; ein gelungenes Buch, das auf altersadäquate Weise Schöpfertum und die Frage, wie sehr wir dem postulierten Gott gleichen, behandelt.
Hodder Children’s Books 2006; pp. 296