Sexy

Hat sich Oates in ihren beiden ersten Jugendbüchern (s. Archiv) auf die Mädchenwelt konzentriert, so ist es diesmal ein Junge, der sechzehnjährige Darren, den wir in einer Phase großer Verwirrung kennen lernen. Darren ist "a guys' guy, a jock", der zu seinen Freunden hält, der keine großen Worte ...

Hat sich Oates in ihren beiden ersten Jugendbüchern (s. Archiv) auf die Mädchenwelt konzentriert, so ist es diesmal ein Junge, der sechzehnjährige Darren, den wir in einer Phase großer Verwirrung kennen lernen. Darren ist "a guys' guy, a jock", der zu seinen Freunden hält, der keine großen Worte macht, der im Schwimmteam der Schule zuverlässig ist, der hart arbeitet, mittlere Erfolge dafür einfährt, der aber auch – auf seine Weise – seinen Spaß haben kann.

Was ihn schon mehr verwirrt, ist, dass ihn so viel Mädchen sexy finden; er weiß nicht so recht, wie er darauf reagieren soll, ist eher zurückhaltend, trägt Molly, die ihn offensichtlich mag, eine etwas unbeholfene Freundschaft an, kurzum, tappt ein bisschen herum, weil er nicht weiß, wie er mit all den neuen Erfahrungen umgehen soll. Und da Darren tatsächlich gut aussieht, fällt auch immer wieder das Wort 'fag'. Darren kann mit dem allen nicht viel anfangen, aber als ihn der Englischlehrer Tracy einmal in seinem Auto mitnimmt und als er ihm anbietet, eine Arbeit nochmals zu machen, da spürt Darren, dass hier möglicherweise Grenzen überschritten werden. Als Tracy nicht bereit ist, Leuten aus dem Schwimmteam bessere Noten zu geben, beschuldigen ihn ein paar der 'jocks', sich an Buben heranzumachen. Darren schweigt zu dem allen, und die Geschichte nimmt eine tragische Wendung. In einem eher offenen Ende sehen wir Darren einen Schritt in die weitere Selbstfindung, zu einem klareren Selbstbewusstsein, tun.

Was sich anfänglich nach 'coming out' in einem Kaff liest, entpuppt sich als subtile Darstellung der Selbstfindungs-Nöte eines Jugendlichen, der nicht die Eleganz der Worte, die Leichtigkeit im Umgang mit anderen Menschen hat. Nett, freundlich, gut aussehend, neigt Darren zum limitierten Grübeln, und man möchte fast W. Benjamin abwandeln: Der Jock in seiner Verdinglichung: sprachlos. Oates stellt das mit gewohnter Meisterschaft dar, und man hat Mitleid mit all den gequälten Kreaturen wie Darren und Tracy, auch wenn sie aus höchst unterschiedlichen Motiven gequält werden. Und uns Lehrer/-innen erinnert das Buch übrigens daran, dass sich mehr Komplexität hinter Alltagshandlungen verbirgt, als uns vermutlich lieb ist. Joyce Carol Oates setzt dort fort, wo Robert Cormier aufgehört hat – nur ist sie, wie ihre Vielzahl an unterschiedlichen Büchern beweist – die bessere Schriftstellerin.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.10.2005
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/sexualitaet/detail/sexy.html
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