"Ein durchaus unerfreuliches Thema wird in diesem Roman behandelt. Die 16-jährige Cherie wird von zwei Einbrechern vergewaltigt, während ihr Vater unterwegs ist, die 18-jährige Suzy, Erzählerin der Geschichte, von einer Party abzuholen, von der sie schon längst hätte zurück sein müssen.
Natürlich fühlt sich Suzy schuldig, aber weder ihr noch dem Vater gelingt es, mit dem Schock, den das Ereignis auslöst, umzugehen.
Cherie versucht es auf ihre eigene Weise. Sie verletzt ihre Angehörigen, wo es nur geht, versucht gar, als "Schlampe", der alles egal ist, ihren weiteren Weg zu finden. Das Problem, das sich erst allmählich und zögernd auflöst, ist, dass Suzy und ihr Vater so tun, als könnte man zur Normalität zurückkehren, so tun, als ob etwas Furchtbares geschehen wäre, das man nur mit den alten Routinen bekämpfen kann. Cherie aber fühlt sich absolut unverstanden und versucht verzweifelt (und indirekt) darauf hinzuweisen, wie wenig die alten Routinen greifen.
Das Buch stößt bei jugendlichen Lesern/-innen auf besonderes Interesse, weil es möglicherweise - ganz zutiefst und zuunterst - auch der Sensationslust entgegenkommt. Dennoch zeigt es glaubhaft, wie absolut schwierig es für alle Betroffenen in diesem Drama ist, mit dem Unglaublichen fertigzuwerden, wobei Cherie in ihren Reaktionen noch am echtesten wirkt. Suzy entspricht manchesmal zu sehr dem "Oh-Gott-was-tu-ICH-bloß-Klischee". Dad wirkt, wie es sich gehört, bisweilen zu unbeholfen. Inwieweit das Buch aber positive und negative Akzente setzt, inwieweit es glaubhaft wirkt, ist sicher ein Thema, mit dem Sie das Interesse Ihrer Klasse wecken können. Als eines der wenigen Bücher, die sich so klar mit Vergewaltigung auseinandersetzen, ist "Cherie" auf jeden Fall den Einsatz in einer fünften oder sechsten Klasse wert."