Burchill, gefürchtete Journalistin und berüchtigte Egozentrikerin, hat ihr erstes Jugendbuch geschrieben – selbstredend kein braves, wo es darum geht, ob man Zeit für Schule; Freund und Tierheim findet, sondern eines, das (mehr als 'sales gimmick') die Meldung: Warning 'explizit content' am Cover trägt.

Die fünfzehnjährige Kim erfährt von ihrem Vater, dass er sie, aus finanziellen Gründen (plötzlich Alleinerzieher) aus der vornehmen Preston High rausnehmen und in die gefürchtete Ravendene Comprehensive stecken muss. Kim behauptet sich besser als angenommen, bricht mit ihren früheren Freundinnen und lernt Maria Sweet, besser unter dem Namen Sugar bekannt, kennen. Sugar und Kim sind bald nicht nur beste Freundinnen, Kim hat auch ihre ersten Liebeserlebnisse mit ihr und macht alle Höhen und Tiefen des Verliebtseins durch.

Burchill schildert nun eben, wie sich die Beziehung der beiden entwickelt, wie Kim immer abhängiger von Sugars Liebe wird, wie Sugar immer mehr Bindungsängste entwickelt. Was für Sugar eine Entwicklungsfrage ist, das wird für Kim zur Lebensbestimmung.

Das ist stellenweise recht gut geschrieben, vor allem dann, wenn es um die Himmelhoch-jauchzend-zu-Tode-betrübt-Phasen geht. Viel davon aber ist auch platter Kitsch. Das Mädchen aus der überkandidelten Schule und das Mädchen aus dem Council-Haus-Bezirk trotzen der großen weiten Welt (oder zumindest Brighton), die Mutter ist eine Karikatur, Väter sind wohlmeinend-hilflos, und cool ist alles, was in Großbuchstaben geschrieben wird. Trotzdem ist es für Jugendliche eine rasche und nicht allzu aufwühlende Lektüre (in einem z.T. sehr unjugendlichen Englisch), bei der sie höchstens enttäuscht sein mögen, dass der 'explicit content' doch nicht so explizit ist. Ich selbst habe immerhin das Wort 'sadults' aus diesem Buch gelernt.