Feed

"Oh? Wow! Thing! Meg idea." Anderson, bislang durch seine originellen Romane "Burger Wuss" und "Thirsty" aufgefallen, hat bergeweise "Seventeen" und "Stuff" gelesen, um sich für den Sprachgestus seiner Dystopie vorzubereiten, und wer sich ei ...

"Oh? Wow! Thing! Meg idea." Anderson, bislang durch seine originellen Romane "Burger Wuss" und "Thirsty" aufgefallen, hat bergeweise "Seventeen" und "Stuff" gelesen, um sich für den Sprachgestus seiner Dystopie vorzubereiten, und wer sich einmal zurecht gefunden und ein paar Konzepte seiner Zukunftswelt verstanden hat, der wird dieses Buch mit Spannung und Vergnügen lesen.
Den meisten Amerikanerinnen und Amerikanern der Zukunft wurden kleine Chips (feeds) eingepflanzt, die ihnen nicht nur das Gefühl geben jederzeit umhegt zu werden, die ihnen nicht nur als riesige Datenbank dienen (Lehrer/-innen unterrichten daher v. a. feed-Gebrauch), sondern die auch unentwegt das individuelle Shopping-Profil nähren. Das ist für unsereins schon eine ziemlich unheimliche Vorstellung, für Jugendliche ist's vielleicht eher cool und eine Diskussion darüber sicher interessant. Die Erde ist natürlich weitgehend kaputt, trotz Clouds™ und Steak-Farmen (wo die Fleischsubstanz wächst wie jetzt die Gräser), und auch Trips zum Mond sind eher trist. Das Buch beginnt ja auch mit dem Satz: "We went to the moon to have fun, but the moon turned out to completely suck." Jugendlichen bleibt "going mal" (malfunctioning), ihren feeds folgen und die neuesten Entwicklungen der Fernsehserie "Oh? Wow! Thing!" mitverfolgen, wo gerade die bunten Verletzungen (lesions) mega-in sind. Auf dem Mond lernt Ich-Erzähler Titus, eher dumm und wohlstandsverwahrlost, mit viel Kredit für die Einflüsterungen seines feed versehen, die Außenseiterin Violet kennen, deren spät eingepflanzter feed Schwierigkeiten macht, die aber auch andauernd wissen will, was in der Welt vorgeht und wie es wohl früher war.
Wir kennen das Muster aus anderen Dystopias - die junge Liebe ist etwas Schönes, kann sich aber in so einer Zukunft, die auf Totalkontrolle durch ein paar Wirtschaftskonglomerate setzt, nicht bewähren. Was Anderson aber daraus macht ist bemerkenswert: Erstens ist da die gelungen wiedergegebene Jugendsprache, und zweitens zeigt er uns nicht ein Ende in Rosarot, sondern versteht sehr gut einzufangen, wie wenig die beiden Jugendlichen für den Schritt "Dare I disturb the universe?" gerüstet sind. Damit ist das Buch nicht nur unterhaltsam und tragisch, fetzig und verhalten, sondern es eignet sich tatsächlich als "food for thought". Wer sich also mit dystopian novels beschäftigt, hat hier eine zeitgemäße Variante von "Brave New World" und dgl. gefunden - empfehlenswert!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/science-fiction/detail/feed.html
Kostenpflichtig
nein