Slam
Bislang schon haben die Jugendlichen (7./. Klasse) Hornby mit Vergnügen gelesen – das ist unterhaltsam, nicht besonders anspruchsvoll, solide Bestseller-Literatur, gekonnt geschrieben. Nun können sich auch die Fünfzehnjährigen an einem Hornby im Original erfreuen – und das zu einem Thema, das di ...
Bislang schon haben die Jugendlichen (7./. Klasse) Hornby mit Vergnügen gelesen – das ist unterhaltsam, nicht besonders anspruchsvoll, solide Bestseller-Literatur, gekonnt geschrieben. Nun können sich auch die Fünfzehnjährigen an einem Hornby im Original erfreuen – und das zu einem Thema, das die Gemüter bewegen dürfte: teenage pregnancy.
Erinnern Sie sich an "Dear Nobody"? Sie können es getrost beiseite legen, denn "Slam" ist schlicht und einfach die zeitgemäßere Aufarbeitung des Themas, mehr aus der Sicht des Jungen als der des Mädchens allerdings.
Es ist ein echter 'slam', der da dem 16-jährigen Ich-Erzähler Sam, einem Skater (skateboarder, versteht sich) passiert. Sam, der mit seiner allein erziehenden Mutter (sie ist erst 32) lebt, lernt bei einer Feier die gleichaltrige Alicia kennen, und die beiden verlieben sich sozusagen unsterblich ineinander, können nicht mehr ohne einander sein. Nach Wochen der größten Innigkeit flauen die Gefühle aber etwas ab – einfach so, vor allem bei Sam. Schon will er sich trennen, da muss er erfahren: Alicia ist schwanger. Sam hat einen 'flash forward', sieht sich in zwei Jahren als erstaunt-unwilligen-doch-einigermaßen-kompetenten Vater – und flüchtet nach Hastings, dies allerdings nur für einen Tag. Mit wenig Eifer beginnt er, sich der Realität zu stellen. Realität ist Geburt, Zusammenleben, Reaktionen der Eltern, Zurechtkommen mit einer ungekannten Alicia und einem Baby, das Roof heißt (wie war doch bloß der richtige Name?).
Sam ist ein bisschen wie J.D. in "Scrubs". Immer wieder reißt der Faden zur Realität und er wirkt auf seine Umgebung völlig desorientiert; gleichzeitig wirkt er teilnahmslos, weil er mit "dunno" und "s'posse so" auf Ernsthaftes reagiert – nicht, weil es ihm egal wäre, sondern weil er es nicht schafft, Ordnung in seine komplexen Gedankegängen zu bringen.
Genau das ist es, was Sam so sympathisch macht – dieser Zwiespalt von verwirrtem Innenleben und äußerer Langsamkeit (bis hin zur Teilnahmslosigkeit). Hornby schickt uns über Sam keine hochmoralischen Botschaften – von wegen neuer Lebensabschnitt, Verantwortung etc. Sam ist verwirrt, gelähmt, liebt weder Alicia noch das Baby so wirklich, er ist aber ein guter Mensch, der schlicht und einfach mit der Situation überfordert ist; desgleichen ist Alicia überfordert, aber sie muss ganz einfach pragmatischer denken.
Das Buch sollte für viel Gesprächsstoff sorgen, nicht nur zum Thema ungewollte Schwangerschaft, sondern zum Thema des Rollenverhaltens. Wie typisch ist Sams Verhalten, wie sehr ist Alicia auf Grund der Rollenerwartungen zu ihrem Dasein gezwungen, wie viel Hoffnung lässt der Schluss offen?
Dazu kommt, dass Hornby einfach ein guter Erzähler ist und mit allerlei skurrilen Einfällen die Spannung aufrechterhält. Die gelegentlichen Verweise auf 'EastEnders' deuten schon an: Es erwartet uns eine ungewöhnliche Soap. Empfehlenswert!
Penguin 2007