Charming vor allem wegen der Ich-Erzählerin Charity Brown (13), die in einer eng-religiösen Gemeinschaft, den (erfundenen) Lucasites, aufwächst. Ihr Vater ist Missionar, die Mutter ebenfalls sehr religiös, nur die Geschwister Ted, Faith und Hope (allesamt älter) löcken etwas wider den Stachel.

Wir schreiben die 50er-Jahre in England; Charity hat gerade Kinderlähmung überstanden, da ziehen sie aus ihrer beengten Wohnsituation in ein riesiges, altes Haus um, das ihnen ein Glaubensbruder vererbt hat. Mit diesem Umzug beginnen für Charity allerlei Zweifel und allerlei „Ausflüge“ aus der beengten Welt hinaus ins Leben. Da ist etwa das Nachbarskind Rachel, die mit ihren Eltern von den Nazis aus Wien geflüchtet ist. Als Mr Brown, der die Bedrückten und Beladenen gerne in seinem Haus aufnehmen will, einen Deutschen einlädt, zischt Rachel: Nazi. Und Charity folgt ihr in dieser Einschätzung, aber wie sich später herausstellt, ist der Deutsche ein Priester, der gegen die Nazis gekämpft hat. Die immer wieder zornige und auch selbstbewusste Charity muss allmählich erkennen, dass die Dinge nicht so einfach gestrickt sind. Das Leben als Außenseiterin (sie muss, wie alle Lucasites, missionieren) nervt sie ebenfalls zusehends, und langsam erkennt Charity, dass sie immer wieder die Wahl hat im Leben. Auf liebenswerte Weise versucht sie ihren eigenen Weg zu finden und stößt dabei auf ziemlich viel Verständnis bei ihren Eltern.

Anfangs dachte ich, dass mir da ein bissl viel Religion vorkommt, aber das ist nicht der Punkt; der Punkt ist, dass wir im Leben unseren eigenen Weg finden können und müssen, egal in welcher Enge wir uns befinden. So besehen gilt für das Buch voll und ganz die Klassifikation ‚charming.‘

pp. 334 | 5. Klasse