"The Miseducation..." ist ein langer Roman, zu lange, wenn man mich fragt. Das mag vielleicht daher kommen, dass das Buch das Gefühl vermittelt, hier wird auch ein Stück eigener Lebensgeschichte verarbeitet, und da mag man schon ins Schwadronieren kommen.

Cameron Post ist zu Beginn des Buches im Jahr 1989 zwölf, am Ende des Buches siebzehn. Gerade hat sie Irene Klauson geküsst und ist fast erleichtert, dass ihre Eltern das nie erfahren werden - denn sie kamen bei einem Autounfall ums Leben. Erst allmählich bricht die bittere Wahrheit über sie herein; und da sie in einer bible-belt-Gegend in Montana lebt, verquickt sie den Kuss und die Todesfälle zur großen Schuld.

Irene zieht fort und Cameron lernt Coley Taylor, das perfekte Cowgirl, kennen; auch hier entspinnt sich eine Romanze, die letztendlich von Coley verraten wird. Cameron, die bei Großmutter und der fundamentalreligiösen (und bigotten) Tante Ruth lebt, wird von letzterer in ein Institut namens "God's Promise" gesteckt, in der sie lernen soll, mit Gottes Hilfe ihre "Krankheit" zu besiegen. Ein Drittel des Buches ist diesem Leben in "God's Promise" gewidmet; es ist keine schlechte oder böse Institution, nur das Grundkonzept ist grundfalsch; aber Cameron erkennt, dass es wichtig ist, so zu leben, wie man leben will und soll - und erfüllt damit alle Bedingungen eines "coming-of-age"-Romans.

Das ist durchaus interessant zu lesen, vor allem der religiös-fundamentalistische Zugang zu leben macht unsereins immer wieder staunen, aber insgesamt ist es halt doch schlicht und einfach zu lang. Wer sich da den Film "But I'm A Cheerleader" in knappen zwei Stunden geben kann, wird vermutlich nicht nach so einem Wälzer greifen wollen.

Balzer+Bray 2012; pp. 470