The Life and Crimes of Hoddie Rosen
Autor BLUM, Isaac
Verlag Philomel 2022; pp. 216
YANs, die Religion zum Thema machen, sind ja eher selten. Noch seltener ist ein Roman über einen jungen orthodoxen Juden, aber Blum macht Hoodie (eigentlich Yehuda) und die Nicht-Jüdin Anna-Marie zu dem Protagonisten des Buches.
Hoodie ist fest verankert in der jüdischen Community von Tregaron; eingekauft und gegessen wird koscher, Talmud-Studien sind wichtiger als Mathematik, und einer Frau gibt man nicht die Hand; dafür wird eifrig gebetet und gefeiert.
Anna-Maries Mutter hingegen ist Bürgermeisterin von Tregaron, und die Einwohner/innen befürchten, von orthodoxen Jüdinnen und Juden überrannt zu werden. Einige Vorfälle von Antisemitismus und Gewalt untermauern den Zwist.
Hoodie aber ist nun kein langweiliger Talmud-Student, sondern er sorgt ebenfalls für Zwist, denn er kann es sich nicht versagen, die Erwachsenen (auch die Rabbis) auf sarkastische Weise herauszufordern. Als aber seine Freundschaft mit Anna-Marie zu offenkundig wird, begeht er damit nicht nur Verrat an seiner Familie, sondern auch an seinen gleichaltrigen Freunden. Gegen Schluss eskaliert die Situation…
Hoodie, der sich in der sog. wirklichen Welt wenig auskennt, missversteht natürlich zahlreiche Zeichen von dort. Nur weil Anna-Marie ihn einmal umarmt, denkt er schon an Heirat, Social Media sind ihm ein Rätsel und seine Zukunft sieht er vorerst nur in seiner Tradition.
Blum schildert alle Vorfälle mit einer gekonnten Mischung aus Tragik und Komik, und Hoodies Wahrnehmungen sind oft ausgesprochen lustig und unterhaltsam zu lesen. Neben all dem bietet der Roman auch einen interessanten Einblick in die Lebens- und Gedankenwelt orthodoxer Juden.
Das mag uns bisweilen äußerst seltsam erscheinen, vor allem weil der zwangsneurotische Aspekt von Religion unübersehbar ist. Aber gerade deswegen lohnt es sich, das Buch zu lesen.
pp. 216 (Heranwachsen, Religion, Ausgrenzung; 5. Klasse)