The Chosen Ones sind eine Sekte, die abgeschottet und isoliert lebt. Die 13jährige Ich-Erzählerin Kyra hat 20 Geschwister, denn ihr Vater hat auch drei Ehefrauen. Arbeit, Gebet, Abschottung – das sind Grundprinzipien, die vom religiösen Führer, Prophet Childs, hochgehalten warden. Kyra entzieht sich dem trotzdem in gewisser Weise. Erstens leiht sie sich Bücher von einer mobilen Bibliothek, die einmal pro Woche auf der staubigen Straße vorbeirattert; zweitens trifft sie sich heimlich mit dem fast drei Jahre älteren Joshua, von dem sie einmal erwählt werden möchte.

Da geschieht das Unvorhergesehene: Prophet Childs verfügt, dass Kyra ihren 60jährigen Onkel (der schon sechs Frauen hat) heiraten muss.

Die Gemeisnchaft redet Kyra gut zu – die will aber um keinen Preis den Onkel heiraten. Das bedeutet aber Verlust der Familie, Bestrafung der Familie, das bedeutet vor allem letztendlich: Flucht in eine völlig fremde Welt – sofern ihr die Flucht überhaupt gelingt, denn die Sekte räumt Probleme gerne stillschweigend aus dem Weg.

Das ist natürlich spannend zu lesen, weil wir lange nicht wissen, ob Kyra wirklich flieht, ob ihr die Flucht gelingen kann, was dann mit Joshua und ihren Angehörigen passieren wird etc. Das garantiert auch zorniges Lesen, denn die Führungsgruppe der religiösen Sekte hat es offensichtlich nur darauf abgesehen, alte Männer mit jungen Mädchen zu versorgen. Und das bestätigt Leser wie mich letztendlich darin, dass vieles von dem, was unter dem Deckmantel Religion daherkommt, mehr zum Unglück als zum Glück der Menschen beiträgt.

Auf jeden Fall aber: ein gierig zu lesendes Buch!

St Martin’s Griffin 2009; pp. 213