Memoirs of a Bookbat
Trotz aller (notwendigen) Vereinfachungen und Vergröberungen zeigt Laskys Buch sehr schön das Dilemma jener Kinder, die in einem gleichsam totalitären System aufwachsen, ohne sich dessen Tragweite bewusst zu sein. Im konkreten Fall handelt es sich um Harper Jessup, zum Zeitpunkt der Ich-Erzählun ...
Trotz aller (notwendigen) Vereinfachungen und Vergröberungen zeigt Laskys Buch sehr schön das Dilemma jener Kinder, die in einem gleichsam totalitären System aufwachsen, ohne sich dessen Tragweite bewusst zu sein.
Im konkreten Fall handelt es sich um Harper Jessup, zum Zeitpunkt der Ich-Erzählung 14 Jahre alt. Im Rückblick erfahren wir von ihrem Heranwachsen in einer christlich-fundamentalistischen Familie, die zu einer Aktionsgruppe namens F.A.C.E. (Family Action for Christian Education) gehört. Der arbeitslose Vater, die schwache Mutter, die Lebensumstände (Wohnwagen etc.) werden dabei indirekt als Erklärung für das Sektierertum bemüht. F.A.C.E. gibt Halt, vermittelt eherne Werte und sorgt obendrein für Nahrung und Unterkunft. Da gilt es also, Schulbücher für gottlos zu erklären, die Evolutionstheorie zu verdammen, Abtreibungskliniken anzugreifen etc.
Harper hingegen hat die Welt der Bücher entdeckt und merkt allmählich, wie seltsam ihre Familie sein muss. Ihre um einige Jahre jüngere Schwester fühlt sich wohl in der christlichen Vernaderergemeinschaft mit all ihren Vorurteilen (da gibt's sogar einen Kinderbrief an Dear JEWdy Blume), aber Harper, die dann obendrein den gleichaltrigen Gray kennen lernt, mit dem sie ihre Leseleidenschaft teilt, merkt, dass sie eine Entscheidung treffen muss, wenn sie nicht selbst zur Heuchlerin werden will. Dass es gewissermaßen ein happy end gibt, beruhigt zwar die Leser/-innen, lässt aber keinesfalls vergessen, dass es im so genannten wirklichen Leben leider oft ganz anders aussieht.
Ein ideales Buch für Diskussionsstoff in der Klasse, und wenn vielleicht nicht als Klassenlektüre geeignet, so ist es doch ein Buch, das von einer Gruppe gelesen und präsentiert werden sollte, um eine Auseinandersetzung zum Thema (Sektentum, Erziehung) einzuleiten. Bei entsprechender Aufbereitung ist das in der Mittelstufe durchaus machbar.