Wow – da gibt es doch diesen Begriff „Räuberpistole“ für einen völlig überdrehten Roman mit unwahrscheinlicher Handlung. Nun, ganz trifft es hier nicht zu, denn wie Brooks die Welt der fünfzehnjährigen Dawn schildert, das ist schon recht meisterlich und authentisch. In was für Umstände sie allerdings verstrickt wird, das lässt einen aber doch ein wenig erstaunen.

Wie auch immer – Dawn ist 15, lebt mit ihrer Alkoholikerin-Mutter und zwei Hunden (Jesus und Mary genannt, nach ihrer Lieblingsband, „The Jesus and Mary Chain“) in einem Reihenhaus und ist zornig. Zornig, weil Gott ihr ihren Vater genommen hat, der ein Junkie, Dealer, Alkoholiker war, den sie aber geliebt hat bis zu dem Tag, da Gott in sein Leben trat. Plötzlich war aus dem so lebendigen und unbeschwerten Vater ein religiöser Zombie geworden; und jener andere Vater ist auch für den furchtbaren Vorfall verantwortlich, der dafür gesorgt hat, dass es zwei Dawns gibt, die dreizehnjährige und die fünfzehnjährige.

Die gegenwärtige Dawn hat sich nun mit anderen Problemen auseinanderzusetzen: Sie, die Einzelgängerin, wird plötzlich von den zwei „bad-asssss girls“ der Schule, Melrose und Taylor, aufgesucht. Warum sollten sich die beiden für Dawn interessieren, sogar Freundinnen sein wollen? Erst allmählich klärt sich das Rätsel, aber da hat Dawn schon neue Probleme. Mehr will ich nicht verraten, denn Brooks ist ja für seine exzellenten Spannungskurven bekannt und da will ich niemandem den Leseschwung nehmen. So viel sei aber gesagt: Es ist nicht nur ein spannendes und trauriges, sondern auch immer wieder ein echt witziges Buch. Und Dawns Beobachtungen zur Religion sind ein interessantes Kapitel für sich (um’s gleich vorwegzunehmen: Weder Religion noch Kirche kommen sonderlich gut weg.)

Wie immer bei Brooks: Höchste Empfehlung für die Reißerqualität!

Penguin Books 2009; pp. 233