Does My Head Look Big in This?
Amal ist 16 und lebt in Melbourne. So weit, so unaufregend. Doch als sie eines Tages beschließt, ihrem Glauben Respekt zu zollen und den Hidschab zu tragen, verändert sich ihre Welt mit einem Schlag, denn plötzlich ist sie die Außenseiterin, die mit jedem Attentat, jeder Meldung über muslimische ...
Amal ist 16 und lebt in Melbourne. So weit, so unaufregend. Doch als sie eines Tages beschließt, ihrem Glauben Respekt zu zollen und den Hidschab zu tragen, verändert sich ihre Welt mit einem Schlag, denn plötzlich ist sie die Außenseiterin, die mit jedem Attentat, jeder Meldung über muslimische Übergriffe in Verbindung gebracht wird. Zwei Freundinnen wenden sich nicht von ihr ab, Adam, mit dem sie bis jetzt eine Freundschaft verbunden hat, geht auf vorsichtige Distanz, desgleichen die Lehrer/innen. Natürlich sucht Amal Rat bei "Leidens"Genossinnen, die keineswegs eine weltabgewandte, in der Religion versinkende Existenz führen, aber den tagtäglichen Kleinkrieg muss sie vorwiegend alleine durchstehen. Klar auch, dass all die Teenie-Ängste und –Nöte nicht mit einem Schlag aufhören, klar, dass Amal möglichst ungebunden weiterleben will, aber ihre Entscheidung verändert nun einmal ihr Leben – und auch das ihrer Umgebung.
Abdel-Fattah hat versucht, das Weltbild einer uns vielleicht fremden Jugendlichen begreiflich zu machen, Ängste und Vorurteile zu nehmen. Bei diesem Unterfangen muss die Geschichte zwangsläufig ein bisschen auf der Strecke bleiben, weil immer wieder Situationen konstruiert werden, die dann als Vehikel für Weltanschauliches dienen. Angesichts dieser Einschränkung ist das sogar ganz passable gelungen, aber dem Buch hätten 100 Seiten weniger gut getan, und trotzdem wären Sätze wie: "But try to expand your mind and think about things from other people's perspectives" unterzubringen gewesen; vielleicht wären dann auch so einfache binäre Konstruktionen wie: Wenn ich den Hidschab trage, dann wird wenigstens kein alter Scheißer aus Mailand reich weggefallen –das hätte dem Buch ebenfalls gut getan.
Ich habe das Buch jedenfalls mit Interesse gelesen und halte es für jedes Projekt, das sich mit religiös motivierten Lebensweisen auseinander setzt für unverzichtbar. Meine Sympathie für Religion im Allgemeinen ist dadurch jedoch nicht gewachsen.