The Hate U Give
Autor THOMAS, Angie
Verlag Balzer+Bray 2017
Gerade wurde wieder ein schwarzer Jugendlicher erschossen, weil er nach einem Handy gegriffen hatte. In diesem Buch ist es Khalil, der von Nummer 115 erschossen wird, weil er nach einer Haarbürste griff.
Mitangesehen wurde dies von Starr Carter (16), die in einem Hood-Viertel aufwächst, aber in eine weiße Vorstadtschule geht und einen weißen Boyf hat. (Chris, gelegentlich auch als wigga bezeichnet). Starr, ihre durchaus kämpferischen Eltern, und ihre beiden Brüder wissen, was es heißt, Zielscheibe weißer (aber auch schwarzer) Gewalt zu sein. Starrs Onkel ist Polizist, er drängt sie, eine Aussage zu machen, mit der Zeit wird öffentlich, dass Starr Zeugin des Mordes war. Das birgt für sie ein doppeltes Risiko – persönliche Sicherheit und Anforderungen der ‚community‘ sind nicht immer in Einklang zu bringen. Mehr will ich nicht verraten, denn Spannung muss bei diesen fast 450 Seiten (ein bisschen zu lang vielleicht) bleiben.
Thomas hat ein berührendes und mitreißendes Buch zum Thema „Black Lives Matter“ geschrieben, und was sie hier in Romanform verpackt, das kriegen wir ja oft genug als Kurznachricht präsentiert. Auf den ersten Blick mag aus europäischer Sicht manches unverständlich bleiben, aber mit der neuen Politik der Ausgrenzung und dem Streben nach „Retrotopia“ wird sich das Begreifen erhöhen. Machismo, patriarchalische Strukturen, wie sie die schwarze Community durchziehen, finden sich auch in anderen Communities. Was bei uns nicht so stark ausgeprägt ist, ist der religiöse Unterton.
Von diesen Abschweifungen einmal abgesehen: „The Hate U Give“ (der Titel basiert auf dem Tupac-Akrostichon: „The Hate U Give Little Infants Fucks Everybody“) ist ein lesenswertes Buch und sammelt zu Recht Preise (zuletzt den „Waterstones Children’s Book Prize 2018“) ein.
pp. 444 | 5./6. Klasse