Was für ein wunderbares Buch voll skurriler Einfälle (wie sie nur aus englischer Feder stammen können) und liebenswerter Charaktere. Am Anfang dachte ich schon, dass es sich um gebräuchliche Jugendbuch-Handelsware drehen würde, aber alsbald war klar: Hier liegt ein ganz besonderes Buch vor, von dem ich doch ingeheim hoffe, dass es mit mindestens einer Fortsetzung versehen wird.

Meet the Rat. The Rat (i.e. Marie Claire) ist zehn und mit allerlei Talenten gesegnet – die Leute lieben sie, sie spricht mehrere Sprachen, ist abenteuerlustig, will Schauspielerin werden und kann immer wieder die Zukunft erahnen. Die sieht gar nicht so gut aus, wie wir von ihrem zwölfjährigen Bruder Bob, dem Ich-Erzähler erfahren. Die Mutter ist schon seit Jahren tot und nun stirbt auch der Vater. Um dem Kinderheim zu entgehen, beschließt The Rat, dass Bob und sie vom heimatlichen Winnipeg nach New York reisen müssen, wo es angeblich einen Onkel gibt, der ein bekannter Drogendealer sein soll. Gesagt, getan. Und nun beginnt die abenteuerlichste Reise, die abenteuerlichste Suche, die man sich denken kann. Die Geschwister lernen die schrägsten Vögel kennen (u.a. einen Hustler, mit dem The Rat gleich ein paar großartige Bettel-Nummern abzieht), aber auch den bekannten Rapper The Iceman, der sich zuerst widerwillig, aber dann umso intensiver der Kinder annimmt.

The Rat kann eben Engel ausmachen; sie erkennt aber auch “the goddam paedophiles”; was zuerst wie eine Redewendung wirkt (“watch out for the goddam paedophiles”) erhält plötzlich einen ganz realen Kern. Wie das Buch tatsächlich endet, verrate ich nicht, ich wünsche mir auch, dass es noch weitergeht.

So viel sage ich aber: unbedingt lesen!!!! Ein Buch zum Lachen, zum Mitzittern, zum Staunen. Kein Wunder, dass es bereits preisgekrönt ist. Höchste Empfehlung!

Quercus 2010; pp. 374