Keine Frage – und das merkt man schon nach ein paar Seiten: Pullman kann einfach gut erzählen, aber das wissen wir seit seiner "His Dark Materials"-Trilogie sowieso. Seine märchenhaften Bücher sind weniger komplex, aber nicht minder vergnüglich.

Hier wird, mit einer leichten Verbeugung an Collodi, einer Vogelscheuche Leben eingehaucht, die in einer kriegerischen Welt der Industrialisierung zahlreiche Abenteuer erlebt um schließlich ihre wahre Bestimmung zu finden. Kaum erwacht, macht Lord Scarecrow das Waisenkind Jack zu seinem Diener, und Jack ist ein wahrhaft fürsorglicher Umsorger. Immer wieder müssen die Gliedmaßen der Vogelscheuche ersetzt werden, am Schluss muss sogar ein neuer Kopf her, weil Scarecrow den Rübenkopf seinem Diener anbietet, damit dieser nicht verhungert. Zu diesem Zeitpunkt sind sie allerdings schon in größere Ränkespiele verwickelt, nachdem sie tapfer Abenteuer unter Räubern und Soldaten hinter sich gebracht haben. Die Vogelwelt will von Scarecrow und Jack, dass sie Spring Valley retten, damit das klare Wasser wieder fließt und die Vögel einen passenden Zufluchtsort haben. Nach der Gerichtsverhandlung, die schon abenteuerlich genug ist, steht aber noch ein Schock ins Haus.

Pullman hat mit so viel liebenswürdigen Schnörkseln und Ideen erzählt, dass auch Erwachsene von dem Buch begeistert sein werden. In der Tat werden es höhere Klassen und ältere Semester besser zu schätzen wissen, denn Pullman bedient sich bisweilen einer leicht blumigen, ironisierenden, für Viertklassler/-innen wohl kaum verständlichen Sprache, die allein schon die Lektüre wert ist.

Wenn Sie das Buch also nicht den Kindern zumuten, so versagen Sie sich keinesfalls selbst das Vergnügen! Den Kindern geben Sie dann die – hoffentlich kongeniale – deutsche Fassung zum Lesen.