The Amber Spyglass

Die Unbelesenen nennen neuerdings gerne Harry Potter als Beispiel dafür, dass endlich einmal die Macho-Helden in ihre Schranken gewiesen werden und die Unscheinbaren die wahren Helden sind. Dies ist uns allerdings schon seit der Märchenliteratur geläufig, und es wundert niemanden, dass die Prota ...

Die Unbelesenen nennen neuerdings gerne Harry Potter als Beispiel dafür, dass endlich einmal die Macho-Helden in ihre Schranken gewiesen werden und die Unscheinbaren die wahren Helden sind. Dies ist uns allerdings schon seit der Märchenliteratur geläufig, und es wundert niemanden, dass die Protagonisten von Pullmans sensationeller Trilogie ("His Dark Materials"), die nunmehr abgeschlossen ist, ein zwölfjähriges Mädchen und ein unscheinbarer Junge sind.

Wir haben Lyra und Will im zweiten Band ("The Subtle Knife") mitten in der kosmischen Auseinandersetzung verlassen und finden sie nun – getrennt – wieder. Lyra wird von ihrer Mutter, der heimtückischen, aber berückenden Mrs Coulter in einem künstlichen Tiefschlaf gehalten, während Will auf der Suche nach ihr ist. Wir vermuten, dass Mrs Coulters Motive nicht lauter sind; gleichzeitig wundern wir uns, was Lord Asriel (der die Macht der Kirche herausgefordert hat) unternehmen wird, hat er sich doch in den Gallivespians neue (und wegen ihres tödlichen Stachels mächtige) Verbündete gesucht. Gleichzeitig sind Mary Malone (aus Wills Oxford) und Vater Gomez (als unbezahlter Mörder) unterwegs, ihre Interessen zu sichern.

Pullmans Universum besteht aus zahlreichen Welten, die mit Hilfe des subtle knife, das Will bedienen kann, betreten werden können. Diese Welten sind von zahlreichen Kreaturen bevölkert – zu den kämpfenden Bären, den Hexen, den Engeln etc. kommen noch die eben erwähnten Gallevespians und die Mulefas hinzu, von denen Mary (und wir) etwas mehr über die geheimnisvolle Lebenssubstanz, Dust genannt, erfahren. Sie alle sind in die Große Revolte Lord Asriels direkt oder indirekt verwickelt, sie alle wollen erkunden, was es mit den Spectres, die die Dämonen (gleichsam die substanzialisierten Seelen der Menschen) vernichten, auf sich hat. Nach langen Kämpfen und Entbehrungen lernen wir auch die Antwort kennen, nachdem Lyra und Will das Reich der Toten besucht haben und für sie ein Fenster in den wahren Tod geöffnet haben. Allen wird ihr Schicksal zugemessen – Lord Asriel und Mrs Coulter beweisen Größe, Lyra und Will zeigen durch einen ungeheuren Verzicht, was Übergröße ist.

Ich will hier keine Details verraten, aber Pullmans umfangreiche Trilogie zeigt zweierlei: dass hier ein genialer Erschaffer von secondary worlds (Tolkien) am Werk ist, der nichts Geringeres unternommen hat, als Milton, Blake und vielleicht auch C. S. Lewis (er selbst nennt H. v. Kleist) als Folie für eine armaggedonhafte Auseinandersetzung von Welten zu wählen. Dabei lässt er die relativ geordnete Welt Miltons so erscheinen, als hätte Blake sie geträumt – was uns eben jene Fülle an Charakteren, Kreaturen, Erfindungen aller Art beschert. Gleichzeitig aber müssen wir erkennen, dass es ungemein schwierig ist, ein Werk von dieser Dimension erzählerisch so zu bewältigen, dass die Leser/-innen in die eucatastrophe

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/phantasie/detail/the-amber-spyglass.html
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