Ruby hat mit „Bone Gap“ (s. Archiv) bereits einen interessanten Roman vorgelegt, und mit diesem Buch liefert sie eine Erzählung, die sie zum Teil ihrer Schwiegermutter Frances Ponzo Metro verdankt und die sie etwa zehn Jahre Schreibzeit gekostet hat.

Nach einem Prolog fürs Jahr 1946 finden wir uns in einem Waisenhaus in Chicago (Sisters of Our Lady of Perpetual Sorrow) im Jahr 1941 wieder. Francesca (Frankie) ist 14, kümmert sich dort um ihre jüngere Schwester Toni und versucht mit ihrem Bruder Vito, der eher nichtssagende Briefe aus dem Krieg schreibt, in Kontakt zu bleiben. Der Vater hat erneut geheiratet, die Töchter aber ins Waisenhaus verfrachtet, weil er, der italienische Immigrant und Schuster, nicht Platz für alle Kinder hat.

Das Waisenhaus ist schrecklich, das Leben dort freudlos, die Schwestern sind zum Teil brutal. 900 Kinder hungern und frieren die meiste Zeit, aber Frankie nimmt Kontakt zu einem jungen Waisen auf, der jedoch bald in den Krieg ziehen muss.

Wir begleiten die Mädchen bis ins Jahr 1945, einige Schicksale werden skizziert, Frankie versucht stets, sich auf eigene Füße zu stellen, aber das ist ganz und gar nicht leicht in einer Zeit, da Mädchen wenig gelten.

Gleichzeitig erleben wird Pearl, einen Geist, der sich erst ans Geistsein gewöhnen muss. Ein anderer Geist, die ermordete Marguerite, zeigt ihr, was sie als Geist so bewerkstelligen kann; sie muss also Frankie im Waisenhaus nicht nur beobachten, sie kann auch bis zu einem gewissen Grad eingreifen.

Von den Einzelschicksalen abgesehen gelingt es Ruby zu zeigen, wie viel Stärke in Mädchen stecken kann, wie unbeirrbar sie sein können, wie sehr sie sich gegen Widrigkeiten der Gesellschaft durchsetzen können. Dass das alles in eine spannende Geschichte verpackt ist, ist umso erfreulicher.

5./6. Klasse | pp. 358