Das ist ein äußerst interessantes Buch, weil die Ich-Erzählerin Jess (15) eine starke Persönlichkeit ist, die uns vermittelt, wie schwierig es ist nicht zur In-Crowd zu gehören, selbst an einer Schule wie Eldridge Alternative. Jess kapselt sich ganz bewusst von ihren Mitschülern und Mitschülerinnen ab- von der Prada-Clique, von den Sport-Jocks, selbst von denen, die ihre Interessen für B-Movies teilen. Immerhin hat sie Sari, ihre allerbeste Freundin, die auch keinen Wert auf die Schulgruppen und aufs Dazugehören legt, obwohl sie (anders als Jess) "hot" ist. Das alles klappt bestens – bis sich Sari eines Tages in David Cole verliebt, der nicht nur älter, sondern auch fix liiert ist. Plötzlich gelten keine Regeln und Traditionen mehr zwischen Jess und Sari; Sari braucht Jess nur mehr um David näher zu kommen, die Freundschaft scheint vergessen. Jess kann ihrerseits nicht verstehen, wie dies passieren kann, vor allem aber nicht, dass sich Sari von einem lavierenden David so ausnutzen lässt.

Fredericks hat es tatsächlich geschafft, sich des Themas ohne viel Aufgeregtheiten anzunehmen, und damit einen sehr dichten Roman geschrieben: Was passiert mit einer Mädchenfreundschaft, wenn sie plötzlich derart auf die Probe gestellt wird? (Ich sage bewusst Mädchenfreundschaft, denn bei Buben verlaufen die Muster da anders.) Wie soll jemand Rationaler mit all den Irrationalitäten umgehen? Jess lernt jedenfalls, dass die Dinge ihre Zeit brauchen – sehr hübsch auch in ihrer Arbeit an einem Selbstporträt gespiegelt. Gleichzeitig fängt Fredericks das plötzliche Auftauchen und Verschwinden als Kategorien des Jugendlich-Seins sehr gekonnt ein. Dass da öfter der Schmerz als die Freude überwiegt, gehört fast dazu. Ein interessantes Buch, das nicht nur an der YAN-Oberfläche bleibt.