Silvie und Carl, beide 15, sind seit jeher die besten Freunde. Silvie, die mit ihrer Mutter lebt, hat sowieso die Zukunft im Griff: Sie wird Carl heiraten und zusammen werden sie ein Buch über ihre Fantasiegeschichten, die in der 'Glassworld' spielen, schreiben und damit ganz furchtbar erfolgreich sein. Doch noch ist der Alltag nicht so einfach; als Miranda, eine neue Schülerin, von Carl hört, wird sie neugierig. Miranda ist absolut sexy und umschwärmt – aber mehr von falschen Freundinnen und lüsternen Bubenblicken als von echten Freundinnen und Freunden. Konfliktstoff genug, möchte man meinen, doch schon nach dem Klappentext merkt man: Carl sieht die Welt anders als Silvie; die wundert sich, dass sich Carl plötzlich für Fußball interessiert und bereit ist, die Zeit mit Miranda und Paul, dem Fußball-Jock seiner Schule, zu verbringen. Wir wissen natürlich von Anfang an, dass Carl schwul ist und müssen nun die quälenden Seiten miterleben, bis dass auch Silvie kapiert hat.

Carl wird von Paul natürlich übel mitgespielt – und da erweist sich die laute und überdrehte Miranda plötzlich doch als gute Freundin. Wie immer in Wilsons Büchern steht am Schluss das Prinzip Hoffnung.

Und wie immer versteht es Wilson, eine traurige Geschichte von Ausgrenzung und Selbstfindung auf durchaus unterhaltsame und humorvolle Weise zu erzählen; dies nicht zuletzt deswegen, weil klar wird, dass auf ihre Weise alle Jugendlichen Außenseiter sind; und dass Selbstfindung nie einfach war. Selbst in den Figuren der Erwachsenen wird klar, dass dieses Zu-sich-selbst-finden-Wollen im Grunde nie aufhört – auch wenn es manchmal zur Karikatur verkommt.

Wie an der Liste der Rezensionen erkenntlich, gehöre ich zu den ausgemachten Wilson-Fans – und kann mich mithin nur mehr auf den nächsten Band freuen, nachdem ich diesen, wie ein kindlicher Leser, verschlungen habe.