Framed
Nach dem großartigen Erfolg von "Millions" (sowohl als Buch als auch als Film) war ich natürlich neugierig auf den neuen Boyce – und da geht es einem doch immer gleich: Je neugieriger, desto enttäuschter. Die Skurrilität, die "Millions" auszeichnet, wirkt hier zu gewollt, die Monomanie zu künstl ...
Nach dem großartigen Erfolg von "Millions" (sowohl als Buch als auch als Film) war ich natürlich neugierig auf den neuen Boyce – und da geht es einem doch immer gleich: Je neugieriger, desto enttäuschter. Die Skurrilität, die "Millions" auszeichnet, wirkt hier zu gewollt, die Monomanie zu künstlich, und das Tempo des Romans ist dem Schauplatz angemessen: ein verschlafener walisischer Ort, in dem es häufig regnet.
Dylan Hughes hat ein Talent – er erkennt sofort alle Autos, die an der Werkstätte/Tankstelle seines Vaters halten oder vorbei kommen; daher führt er auch das Tank-Tagebuch; gleichzeitig bemüht er sich um neue Geschäftsideen, denn von dem paar Autos, die hier halten, kann die Familie kaum leben.
Da tauchen eines Tages fremde Männer auf, die den Berg hinauf wollen. Einer von ihnen, Lester, ist sehr beeindruckt, weil sich Dylan mit Michelangelo und Donatello auszukennen scheint. Lester ist vor allem deswegen so beeindruckt, weil er zu jener Truppe gehört, die sämtliche Gemälde der National Gallery in einen Bunker auf den Berg verfrachtet hat. Lester weiß nicht, dass Dylan seine Kenntnisse von den Ninja Turtles bezieht…
Als Dylans Vater eines Tages verschwindet, ist es Zeit für Dylan und seine Schwester jede Menge neuer Geschäftsideen zu haben; und wenn sie schon dabei sind Ideen zu haben – so ein Gemälde würde all ihre finanziellen Nöte mit einem Schlag beseitigen. … Aber dass das alles nicht so einfach, versteht sich von selbst.
Die ansprechende Grundidee, die Boyce über einen Zeitungsartikel bekam, wird leider viel zu schleppend ausgeführt; was mich am meisten beeindruckt hat, sind ein paar schöne Begegnungen mit Kunst, ein paar Szenen, in denen die Wirkung von Gemälden auf Kinder (und Erwachsene) mehr über Kunstrezeption aussagt als so manche lange Abhandlung. Aber selbst als leicht groteske Erzählung wirkt "Framed" etwas verloren – sodass man sich am Schluss ganz vom Titel, aber nicht vom Roman vereinnahmt fühlt. Für hartgesottene Boyce-Fans vermutlich…