Park, die mit "A Single Shard" die Newbery Medal gewonnen hat, wendet sich diesmal einem Kapitel der koreanischen Geschichte zu - der Besetzung durch Japan. Anhand des Schicksals einer Familie zeigt sie uns, welchen Erniedrigungen Korea in den 40er-Jahren, bis zum Kriegsende, ausgesetzt war. Die Japaner verlangten von den Koreanern die Aufgabe von Traditionen und Sprache (selbst ihre Namen mussten sie auf japanische Namen ändern) und hofften dadurch, eine Japanisierung der 'Kolonie' zu erreichen.
Kim Sun-hee und ihr um vier Jahre älterer Bruder Tae-Yul (14) wachsen zwar in ihrer koreanischen Familie (zu der auch Vaters jüngerer Bruder gehört) geborgen auf, müssen aber in der Schule Japanisch lernen und sprechen. Tae-Yul ist bekümmert, weil sein Vater keinen Widerstand leistet, sondern sich in seine Bücher vergräbt; da ist der Onkel schon eher nach seinem Geschmack, auch wenn die Kinder verwundert sind, dass er in seiner Druckerei so viel für die Japaner arbeitet. Es stellt sich natürlich bald heraus, dass Onkel im Widerstand tätig ist - und er muss in den Untergrund (und landet schließlich, bei Kriegsende, in Nordkorea). Tae-Yul, dem obersten Gebot folgend, dass die eigene Familie zu schützen und zu erhalten ist, meldet sich zur Armee und ist schließlich auch bereit an einem Kamikaze-Einsatz teilzunehmen.
All das wird abwechselnd von Sun-hee (die sich Keoko nennen muss) und Tae-Yul erzählt. Das Faszinierende an dem Buch ist vor allem die Darstellung der unterschiedlichen Welten, Japan und Korea. Für uns sind ja beide Welten fremd, aber Park, Tochter koreanischer Einwanderer, zeigt auf subtile Weise, wie unterschiedlich japanische und koreanische Traditionen sind, aber auch, wie schwer es dem Westen fällt, hier zu differenzieren. Gleichzeitig erhalten wir auch einen spannenden und berührenden Geschichtseinblick, nachvollziehbar gemacht durch die Darstellung des Schicksals einer Einzelfamilie. Lesenswert!