the impossible knife of memory
Autor Laurie Halse Anderson
Verlag Viking 2014; pp. 391
Anderson hat ja schon mehrfach bewiesen (Speak“, „Wintergirls“), dass sie ihr Handwerk versteht, und auch in ihrem neuen Roman zeigt sie, dass sie eine gute Geschichte erzählen kann, wenn diese auch m. E. um etwa achtzig Seiten zu lang geraten ist.
Hayley Kincaid kommt zum ersten Mal in eine Schule, nachdem sie fünf Jahre mit ihrem Vater Andy, einem Veteran des Irak- und Afghanistan-Kriegs, als Roadie gelebt hat. Ihr Vater leidet an post-traumatic stress disorder, trinkt und kifft, verweigert jede Hilfe und kriegt sein Leben nicht in den Griff. Hayley hingegen findet sich in der Schul-Zombie-Welt nicht zurecht, verbringt viel Zeit in ‚detention‘ und kann auch von ihrer einzigen Freundin Gracie kaum Hilfe erwarten, denn die ist viel zu sehr mit ihren eigenen Problemen (Eltern in Scheidung, neuer Freund) beschäftigt. Und auch Finn, der sich rührend um sie bemüht und in den sie sich wider Willen ein wenig verliebt, hat seine eigenen Probleme. Bleibt noch Trish, die einstige Lebensgefährtin ihres Vaters, die einen Entzug hinter sich hat und die einzige stabile Person zu sein scheint; das Problem ist: Hayley hasst sie, weil sie sich von ihre verlassen fühlte.
Wie gesagt – bei so viel Tristesse müssen wir immer relativ lange auf eine kleine positive Wendung warten, dafür werden wir aber mit einem rasanten Finale entschädigt. Hayley ist außerdem eine witzige und interessante, sehr selbstständige Protagonistin – und Finn eigentlich ein kongenialer Partner. Mag sein, dass uns das Veteranen-Problem weniger interessiert als US-Leser/innen – dennoch hat Anderson wieder einen sehr lesenswerten Roman vorgelegt. Lohnt sich!