The Boy at the Top of the Mountain
Autor BOYNE, John
Verlag Corgi 2016
Nach dem Erfolg von „The Boy in the Striped Pyjamas“ (2006) war es abzusehen, dass Boyne in irgendeiner Form an das Setting seines Buches anknüpfen würde – und er tat es fast zehn Jahre (2015) später mit diesem Buch.
1936 lernen wir den siebenjährigen Pierrot kennen; er ist Halbwaise, sein Vater, ein deutscher, hat die Kriegserlebnisse nicht verwunden und Selbstmord begangen. Seine Mutter, Französin, stirbt bald an Schwindsucht. Der sympathische, aufgeweckte Pierrot, der mit dem gleichaltrigen Anshel befreundet ist, kommt nach Orleans in ein Waisenhaus, wo er sich einigermaßen wohl fühlt. Doch dann holt ihn seine Tante Beatrix, die als Haushälterin in Deutschland arbeitet. Aber sie arbeitet nicht irgendwo, sondern in Hitlers Berghof am Obersalzberg. Hitler findet Gefallen an dem Jungen, der nun Pieter heißt, und wir erleben in den Jahren bis 1954 mit, wie Pieter allmählich korrumpiert wird und es sich in der Welt der Nazis bequem einrichtet. Er ist Hitler ergeben, verrät andere Menschen, gebärdet sich, trotz seiner Jugend als Herrenmensch.
In dieser Isolation entscheidet sich für ihn die einst von ihm gestellte Frage: Is it better to bully or be bullied? Wie sehr man ihm die Wandlung vom einfühlsamen Buben zum jugendlichen Rohling anlasten kann, das bleibt uns Leserinnen und Lesern überlassen.
Boyne hat wieder mit einer relativ unwahrscheinlichen Geschichte beklemmende Momente dargestellt (Duschen ohne Wasser?) und es geschafft, uns in den Bann zu ziehen. Lesenswert.
pp. 215 | 4./5. Klasse