The Bombs That Brought Us Together
Autor CONAGHAN, Brian
Verlag Bloomsbury 2016
Conaghan hat mit „When Mr Dog Bites“ bereits einen interessanten Roman um einen Jugendlichen mit Tourette Syndrom vorgelegt, und sein neuestes Buch ist nicht minder gelungen.
Es spielt in Little Town, das mehr oder weniger von einer Gang unter Leitung von Mr Big beherrscht wird und zum Teil davon lebt, dass Angst und Hass gegen das Old Country geschürt werden. Little Town ist nicht gerade eine lebenswerte Stadt, kaum etwas funktioniert, Willkür ist das oberste Prinzip.
Charlie (15) lebt hier mit seinen Eltern, der Vater ist unfreier Journalist, die Mutter wurde zurück an den Herd verbannt. Da taucht plötzlich zu Ferienbeginn die Familie Duda auf; ihr Sohn Pavel ist gleich alt wie Charlie, kein Wunder also, dass Charlie und Pav Freunde werden. Das Problem ist, dass die Familie Duda Flüchtlinge aus dem Old Country sind und kaum ‚the lingo‘ sprechen. Charlie nimmt sich also um Pav an, und alsbald werden sie in ‚Geschäfte‘ mit Mr Big verwickelt. Gleichzeitig bombardiert das Old Country Little Town, und die Dudas sind daher noch unwillkommener. Charlie manövriert sich zusehends in eine ‚lose-lose-situation‘ und nur die Freundschaft mit Pav kann ihn eventuell noch retten.
Conaghan hat nicht nur sympathische Helden erschaffen, er zeigt auch auf höchst kunstvolle Weise, wie subtil und unsubtil Xenophobie im Alltag ausgelebt wird und wie Menschen nicht als Menschen, sondern als Pauschalverdächtigte behandelt werden. Ein Kunstgriff dabei ist auch die Sprache, in der er Pav sprechen lässt, die er mit dem beschränkten Unverständnis der Umwelt konterkariert. Die sprachlichen Missverständnisse und Unzulänglichkeiten machen das Buch auch unterhaltsamer und lustiger zu lesen, als der zum Teil tragische Inhalt es verdient. Beispiel: Charlie sagt: ‚Listen, take your time. My ears are yours.“ Pav repliziert: ‚I no want take ears from you, Charlie.’ Im Falle einer Klassenlektüre hör ich schon die Nachahmer! Höchste Empfehlung!
5. Klasse | pp. 361