Matilda, 14, muss das Herrenhaus verlassen, weil der Priester, unter dessen Obhut sie lebt, nach London gerufen wird. Sie landet bei einer bonesetterin, einer einfachen Frau namens Peg, die auf Knochenbrüche und innere Verletzungen spezialisiert ist. Dort soll sie der Frau zur Hand gehen, einkaufen, kochen, putzen und ein paar Dinge übers Knocheneinrenken lernen.

Matilda tut sich schwer in ihrem neuen Zuhause, der Blood and Bone Alley in einem Kaff zwischen Oxford und London. Bisher hat sie wenig gearbeitet, sondern eher an ihrem Latein und der Verschönerung ihrer Seele gewerkt. Obwohl Peg sie vorderhand als relativ nutzlos einstuft, lässt ihre natürliche Güte es nicht zu, Matilda verkommen zu lassen. Und auch Pegs Freundinnen und ihr Mann Tom sowie zahlreiche andere Bewohner/-innen des Dorfes schließen Matilda allmählich in ihre Herzen; auch Matilda löst sich langsam, aber sicher von ihrer frömmelnden Art und merkt, dass sie etwas zum Wohle der Gemeinschaft beitragen kann.

Wie in "The Midwife's Apprentice" zeigt Cushman in ihrem neuesten Mittelalter-Jugendbuch einen zaghaften Pfad weiblicher Selbstfindung in Zeiten, die weder Selbstfindung noch weibliche Kompetenz sonderlich schätzten. Diesmal geschieht dies zudem mit ziemlich viel Humor, der aus der Kluft zwischen Alltagsleben und Matildas braven Vorstellungen vom gottesfürchtigen Leben entstehen. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit zwischendrin, denn dass Peg auf den Kirchgang verzichtet, scheint doch ziemlich gewagt.

Cushman hat jedenfalls wieder gründlich recherchiert um – wie sie in ihrem Nachwort selber sagt – viel von dieser Gelehrsamkeit später wegzulassen, wodurch ein interessanter und lesenswerter Roman entsteht, der so nebenbei noch dazu viel Güte und Herzenswärme verströmt. Als Ausflug in eine andere Zeit, aber auch zu Problemen, die die Jahrhunderte überdauern, ein durchaus empfehlenswertes Buch.