The Other Side of Dawn
Damit ist das Septett komplett! Der überaus erfolgreiche australische Autor John Marsden begann seine "Tomorrow"-Serie 1993 und wurde dafür von Beginn an fast hysterisch gefeiert. (Wer einige Fan-Briefe lesen möchte, sei auf http://www.ozemail.com.au/~andrewf/john.html verwiesen. ...
Damit ist das Septett komplett! Der überaus erfolgreiche australische Autor John Marsden begann seine "Tomorrow"-Serie 1993 und wurde dafür von Beginn an fast hysterisch gefeiert. (Wer einige Fan-Briefe lesen möchte, sei auf www.ozemail.com.au/~andrewf/john.html verwiesen.) Ich selbst habe die ersten sechs Bände in drei Tagen gelesen und ungeduldig auf den abschließenden Band gewartet. (Ich weise Sie übrigens gleich darauf hin - dieser Band ist derzeit nur in Australiens Buchhandlungen erhältlich.)
Im ersten Band beschließen ein paar Teenager aus Wirrawee einige Tage im Busch zu campieren; sie kennen eine verborgene, schwer zugängliche Schlucht ("Hell"), wo sie einfach ein paar aufregende Tage verbringen wollen. Währenddessen wird Australien von einer fremden (nie identifizierten, aber vermutlich nachbarschaftlich-asiatischen) Macht besetzt. Nach dem ersten Schock versuchen die Jugendlichen, Hell bewohnbar zu machen, um alsbald ersten Widerstand zu üben. Über ihre anfänglich täppischen Versuche in Guerillakrieg "professionalisieren" sie sich aber und werden im Verlauf der Serie zu einer gefürchteten, von Neuseeland halbherzig unterstützten Guerillagruppe. Wir verfolgen ihre Schicksale, die paar freudvollen Momente, die Angst, den Verlust, das Sterben, den anonymen Tod, sieben Bände lang - hinweggefegt von einem Erzähltempo, das seinesgleichen sucht.
Was ist das nun also? Eine Action-Serie? Gewiss! Marsden erzählt - wohl vorbereitet offensichtlich - von Sabotage, Kampf, Gefahr, Vernichtung, Lagerkoller, Traumata, und wenn man zwischendurch zum Luftholen innehält, beschleicht einen das unangenehme Gefühl, dass man in Wirklichkeit ein aufgeblasenes Landser-Heftl liest. Keine Frage: Marsden kann ungeheuer spannend erzählen, und bei jedem Band, den ich las, war alles andere absolut zweitrangig. Allerdings - so viel Verstand bewahrte ich noch, um mich zu fragen, ob es im Grunde nicht doch Teenage-Kriegsliteratur ist - auch wenn die Invasoren wirklich böse und die Landbevölkerung brave rustics sind.
Aber wenn man die Serie nur so sieht, ist das wahrscheinlich eine ungeheure Verkürzung, denn was sie - abgesehen vom erzählerischen Talent Marsdens - über ähnliche Versuche weit hinaushebt, ist die Erzählerin, Ellie Linton. Ellie ist eine glaubhafte, differenzierte und differenzierende, unprätentiöse Erzählfigur, deren Betrachtungen die Action nicht nur ideal kontrapunktieren oder ergänzen, sondern die auch so glaubhaft wirkt, dass sie die Action-Szenen immer wieder zu relativieren vermag. Die Gefahr bei so einer Figur besteht ja darin, dass sie nur ein paar salbungsvolle Sätze drüberstreut und dann zur Action weitergeht, aber Marsden gibt seiner Figur Zeit genug, mit Schmerz, Verlust und Freude umzugehen. Nicht zuletzt sagt er selbst in seinem demnächst erscheinenden Buch "Marsden on Marsden", dass es für ihn wichtig war, Ellies "Stimme" sofort zu fixieren, als sie ihn bei einer Fahrt im Landrover gleichsam ganz plötzlich "überfiel".
Ellie, deren Schicksal wir im Detail bis zum Schluss mitverfolgen, ist es auch, die uns sicher durch die zahlreichen cliffhanger führt und dabei stets eine glaubhafte Erzählerin bleibt; sie ist es auch, die den Erfolg der Serie garantiert.
Ich beneide Sie um das Vergnügen, dass Sie es noch vor sich haben, sie sieben Bände lang begleiten zu können.