Silence is Goldfish

Autor PITCHER, Annabel

Verlag Indigo 2015

Fast möchte man Wolfi Bauer zitieren: „Heid hods a Luft wie beim Tennessee Williams“, denn (Lebens)Lügen sind ein wiederkehrendes Thema in Pitchers drittem Jugendroman.

Tess ist 15 und entdeckt durch Zufall, dass ihr Vater nicht ihr leiblicher Vater ist, sondern sie erst durch eine Samenspende gezeugt werden konnte. Auf diesen Schock reagiert sie mit völligem Verstummen, sie kommuniziert allenfalls mit Blicken. Ihre nächste Reaktion ist, sich auf die (eher irrwitzige) Suche nach ihrem Vater zu machen; bald glaubt sie ihn im Mathematik-Supplierlehrer Richardson entdeckt zu haben, doch der entpuppt sich als verheiratet und Vater eines gutaussehenden Sohnes.

Wenn das bloß die einzigen Problem wären, die Tess hat. Alles wird dadurch erschwert, dass ihr Vater, ein erfolgloser Schauspieler, ein echter Helikopter-Vater ist, der ihr sowieso schon keinen Raum zum Atmen lässt und sich dabei selbst ein erfolgreiches Schauspieler-Leben vorlügt. Alles wird auch dadurch erschwert, dass Tess ein eher grobschlächtiges Mädchen ist, das nur eine einzige, etwas ‚nerdige‘ Freundin hat, mit der sie sich überwirft; das gibt der Gruppe von In-Mädels erst die richtige Gelegenheit, Anna auf fieseste Weise zu mobben. Und der idolisierte Mathe-Lehrer ist auch ein Schuft und betrügt seine Frau. Trost findet Tess eigentlich nur bei einer kleinen Taschenlampe in Goldfischform. Mit der redet sie ausgesprochen häufig, und dabei entstehen zahlreiche, zum Teil sehr witzige Dialoge.

Tess kämpft sich also so lange durch die Tristesse, bis wir als Leser/innen schon nervös werden; gibt es da endlich ein Hintertürl, durch das sie aus dem Sumpf herauskommen kann? Beruhigenderweise öffnet sich sehr spät auch eines, und von nun an wird eben versucht, das Leben wieder erträglicher zu gestalten – soweit das bei einem Teenager eben geht.

Pitcher hat vor allem einen interessanten und bisweilen liebenswerten Charakter erschaffen, bei dem sich massive Selbstzweifel und witzige Episoden recht gut mischen; gleichzeitig fällt die Spannungskurve kaum ab, auch wenn die Geschichte selbst manchmal nicht unbedingt plausibel klingt. Schulalltag und Alltagsfrust, Masken der Höflichkeit, hängengebliebene Lebensentwürfe, kurzum: mühseliges Erwachsenwerden bringen genug Glaubwürdigkeit in den Roman. Das reicht für eine Empfehlung!

pp. 363 | 5. Klasse

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.03.2016
Link
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