Rundown
Jennifer Thayer ist eine Heldin: Sie hat beim Joggen den gesuchten Vergewaltiger in die Flucht geschlagen, und nun wendet sich die Aufmerksamkeit aller ihr zu: die der vielbeschäftigten Eltern, der Freunde, natürlich die der Polizei und sogar die der umschwärmten Schwester, die kurz vor ihrer Ho ...
Jennifer Thayer ist eine Heldin: Sie hat beim Joggen den gesuchten Vergewaltiger in die Flucht geschlagen, und nun wendet sich die Aufmerksamkeit aller ihr zu: die der vielbeschäftigten Eltern, der Freunde, natürlich die der Polizei und sogar die der umschwärmten Schwester, die kurz vor ihrer Hochzeit steht. Jennifer führt plötzlich nicht ein Schattendasein, sie steht im Mittelpunkt.
Pech ist nur, dass sie die ganze Geschichte erfunden hat! Sie sonnt sich also einige Zeit in der Aufmerksamkeit, aber allmählich beginnt sie sich (begründete!) Sorgen zu machen, dass die Polizei ihre Geschichte in Zweifel zieht.
Was sie aber im Verlauf der Geschichte noch mehr beunruhigt, ist der Blick in die eigene Psyche, den sie durch ihre Lügengeschichte erhält. Wer zu so etwas fähig ist, wird doch nicht ernsthaft ein normales Leben führen können. Wer sein Leben auf solche Gespinste baut, muss sich ernstlich überlegen, ob das wirklich ein lebenswertes Leben sein kann.
Cadnum hat sehr geschickt die Geschichte einer Zurücksetzung geschrieben, die sich um ein Mädchen dreht, das offensichtlich "alles hat", selbst wenn es im Schatten der großen Schwester steht. Cadnum hat mit seinem Buch aber auch gezeigt, dass das Buhlen um Aufmerksamkeit, Gunst, Zuneigung seltsame Formen annehmen kann; interessanterweise ist es die Polizei, die am ehesten noch in der Lage ist, entsprechend 'therapeutisch' mit dem Problem umzugehen, während Eltern und andere Institutionen versagen; obendrein enthält die Geschichte eine unaufdringliche, aber nicht minder schreckliche Darstellung von schwesterlichem bullying