Toswiah (14) lebt mit ihren Eltern und ihrer um weniges älteren Schwester ein zufriedenes Leben in Denver, Colorado. Ihr Vater ist der einzige schwarze Polizist im Bezirk, aber die Familie ist integriert und in der Cop-Gemeinschaft aufgehoben. Als eines Tages ein schwarzer Junge erschossen wird, beschließt Toswiahs Vater gegen seine Kollegen auszusagen. Die Familie bekommt eine neue Identität und wird umgesiedelt. Daran aber scheint sie zu zerbrechen: Der Vater sitzt, dumpf vor sich hinbrütend, beim Fenster, die Mutter flüchtet zu den Zeugen Jehovas, Cameron/Anna, die Schwester, will so schnell wie möglich fort von zu Hause und Toswiah/Evie agiert verloren und weiß nicht, was werden soll. Die nächsten Monate sind von diesem Kampf, mit einer neuen Identität leben zu lernen, bestimmt. Evie schließt sich dem Laufteam der Schule an, Anna erhält ihren Platz am College; als der Vater einen Selbstmordversuch unternimmt, scheint die Welt erneut auseinanderzubrechen; aber der krisenhafte Vorfall öffnet möglicherweise den Weg in eine neue Zukunft. Evies Erkenntnis daraus: "We are all runners." Aber wir müssen nicht immer weglaufen...
Woodson schafft es in ihren Büchern immer wieder, eine durchaus vertraute Geschichte (Cop gegen Cop ist ja nicht gerade neu) mit neuer Sensibilität und mit hohem Identifikationsanteil zu erzählen. Toswiahs Selbstfindung, wie so oft in Jugendbüchern das zentrale Element, findet in der schwierigen Situation durchaus glaubhaft statt, und man nimmt ihr die Rastlosigkeit und die Unbehaustheit, die Sehnsüchte und die Pläne für eine neue Zukunft durchaus ab. Manches wirkt vielleicht eine Spur flach, manche Versatzstücke (die Religion etwa) werden ein bisschen strapaziert, aber insgesamt ist Woodson ein stimmiges Bild einer entwurzelten Familie gelungen.