The Forest of Hands and Teeth

Wer sich über Shyamalans „The Village“ geärgert hat, der kann sich – über weite Teile zumindest – an diesem Buch erfreuen. Es war ja nur eine Frage der Zeit, dass die Vampirliteratur ein bisschen durch Zombies gestört wird, auch wenn sie hier the Unconsecrated heißen und sich – bis auf eine Ausn ...

Wer sich über Shyamalans „The Village“ geärgert hat, der kann sich – über weite Teile zumindest – an diesem Buch erfreuen. Es war ja nur eine Frage der Zeit, dass die Vampirliteratur ein bisschen durch Zombies gestört wird, auch wenn sie hier the Unconsecrated heißen und sich – bis auf eine Ausnahme – wie in einem frühen Romero-Film benehmen; langsam, blind fast vor Hunger und Gier.

Die Situation gleicht tatsächlich der eines Romero-Films: Die wenigen Besitzenden stehen einem Heer von Besitzlosen gegenüber. Besitzend heißt: Sie sind am Leben, relativ sicher in einem Dorf inmitten des sehr passend betitelten Waldes. Die Besitzlosen, die nach Nahrung (= Frischfleisch) gieren, versuchen pausenlos in das Dorf, das sehr hierarchisch und gottesfürchtig geführt wird, einzudringen. Wie so oft in geschlossenen Gesellschaften, versucht jemand auszubrechen, weil er/sie einen Traum verfolgt. Hier ist es Mary, die davon träumt, das Meer zu sehen; ihre Mutter (die übrigens schon am Anfang in einer gelungenen Szene wegen ihres Ehemannes zu den Unconsecrated wechselt) hat ihr vom Meer erzählt, und Mary glaubt, dass es mehr als nur diese Existenz geben muss. Gleichzeitig hat sie auch andere Probleme: Sie liebt Travis, der ihrer besten Freundin Chas versprochen ist; Travis‘ Bruder Harry (der von Chas geliebt wird) hat sich aber um Mary beworben, die aber vorderhand den Weg in die Sisterhood (die religiöse Führungsgruppe) gefunden hat. All das nimmt eine große Wende, als die Unconsecrated unter der „Führung“ einer gewissen Gabrielle (die als Einzige schnell ist) ins Dorf eindringen. Von da an sind die erwähnten vier und Marys Bruder Jed und ein kleiner Junge auf der Flucht durch den Wald, immer am schützenden Zaun entlang; sie gelangen in ein anderes Dorf, müssen erneut fliehen, werden getrennt – ich will nicht mehr verraten, denn ich hab ja selbst an den Nägeln gekaut beim Weiterlesen. (Was ich verraten kann: Der zweite Teil ist schon erhältlich.)

Für einen Debutroman ist das ein erstaunliches Buch. Gut, Mary kann zu oft nicht schreien, auch wenn sie schreien möchte; sie ist zu oft verzweifelt, wo sie handeln sollte. Und manches schrammt an der Plattheit vorbei. Aber insgesamt ist das mit viel Tempo und Könnerschaft geschrieben, und Ryan hat eine glaubwürdige Sekundärwelt geschaffen, die noch viel Potenzial birgt, sofern sie nicht durch alle möglichen Erklärungsversuche ins Lächerliche gekippt wird. (Das war ja auch bei „Night of the Living Dead“ eine Schwachstelle).

Warum der Roman als Jugendbuch gehandelt wird, ist nicht ganz eindeutig, aber die Grenze ist ja bekanntlich fließend. (In manchen Buchhandlungen steht er offensichtlich einfach in der Fantasy–Section.) Dass er aber das Zombie-Thema (mit allen metaphorischen Elementen) auf interessante Weise variiert, ist unbestritten. Dass Ryan mit Mary, die einfach von einer unstillbaren Neugier getrieben wird, einen lebendigen und starken Charakter geschaffen hat, seht ebenfalls fest. Kurzum: eine erfreuliche Neuentdeckung!

Gollancz 2009; pp. 310

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
03.05.2010
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/horror/detail/the-forest-of-hands-and-teeth.html
Kostenpflichtig
nein