Man sollte meinen, es gibt genug Hexenbücher, vor allem solche, die schlussendlich in Salem enden, aber Hearn ist es gelungen, einen wirklich spannenden Roman mit einem ganz besonderen Flair zu schreiben.

Wir schreiben England 1645. Der Seelsorger der kleinen Gemeinde hat eigentlich zwei Töchter, die schöne Grace und die geistig offensichtlich etwas verwirrte Patience. Grace hat mit dem Sohn des Schmieds ein uneheliches Kind (a merrybegotten) und versucht nun, der Schande zu entgehen, indem sie Nell (ebenfalls ein merrybegotten), die mit ihrer Großmutter, einer Kräuterfrau und Hebamme lebt, beschuldigt, sie verhext zu haben. Dem Seelsorger dämmern alsbald die wahren Zusammenhänge, auch wenn Grace ihre Schwester dafür gewinnen kann, gegen Nell auszusagen. Gemeinsam mit einem Hexenjäger macht er Jagd auf Nell (zu der eine geheimnisvolle Verbindung besteht); nachdem die Großmutter an den Folgen einer Hexenprobe gestorben ist, soll auch Nell gehängt werden, aber eine gute Tat rettet ihr das Leben. Spätestens hier biegt Hearn die Geschichte etwas zurecht, damit sie ihrer Geschichte dient, aber das tut dem Buch keinen Abbruch.

Man verfolgt mit ziemlicher Neugier, bisweilen sogar Atemlosigkeit, das Schicksal von Nell und freut sich an den Kleinigkeiten, die das damalige Leben illustrieren sollen. Hearn erzählt auch geschickt, indem sie damalige Gegenwart (1645) und Erinnerung (Patience' Bericht aus dem Jahre 1692) miteinander verknüpft. Alles in allem ein durchaus erfreuliches Buch, das alle, die am Thema Hexenverfolgung interessiert sind, mit Gewinn lesen werden.