Sommer 1971. Toby Wilson, 13, lebt in einem texanischen Kaff namens Antler und hat ein gerüttelt Maß an Problemen, wie 13-jährige sie so haben. Zum einen ist seine Mutter nach Nashville aufgebrochen, weil sie eine Karriere als Country-Sängerin machen möchte, zum andern ist Toby in Scarlett verliebt. Und da er keine Geschwister hat, nimmt er Wayne, den älteren Bruder seines Freundes Cal, zum geheimen Weggefährten. Wayne ist Soldat in Vietnam, und wir werden – erwartungsgemäß – bald davon hören, dass er im Krieg gefallen ist.

Der schläfrige Alltag (der Tobys Vater so behagt) wird durch die Ankunft Zachary Beavers unterbrochen, der 15 ist, etwa 300 kg wiegt und die örtliche Freak-Show bestreitet.

Fast wie in einem Stephen King-Roman ist der Einbruch des Fremden in die vertraute Welt Katalysator für alle möglichen Ereignisse, die sich, wie so oft im Jugendbuch, als coming-of-age zusammenfassen lassen. Toby muss mit Liebe, Freundschaft, Verlust, dem Fremden umgehen, muss seine "moralische Größe" beweisen und wird dadurch reifer. Er kann und muss Abschied von der Kindheit nehmen.

Holts Buch hat den National Book Award bekommen, vielleicht gerade deshalb, weil es eine ziemlich unspektakuläre Geschichte erzählt.
Warum diese ausgerechnet vor dreißig Jahren angesiedelt ist, wird ihr Geheimnis bleiben; aber vermutlich können sich manche Jugendliche auch in dieser Geschichte wiederfinden. Wenn nicht, so ist der Roman zumindest ein weiteres gelungenes Beispiel des jugendhistorischen Genrebildes. Als solches wird er sicher auch von Erwachsenen gerne gelesen. Im Verbund mit ähnlichen Büchern durchaus leseprojektwürdig.