The Tulip Touch

"Eigentlich verursachen mir solche Bücher fast Unbehagen - noch dazu, wenn sie so brillant geschrieben sind wie dieses. Auf der einen Seite ist nichts so drastisch, dass man fast abgehärtet darüber hinweggehen könnte, auf der anderen Seite ist auch nichts so recht in Ordnung (zu bringen), wie in ...

"Eigentlich verursachen mir solche Bücher fast Unbehagen - noch dazu, wenn sie so brillant geschrieben sind wie dieses. Auf der einen Seite ist nichts so drastisch, dass man fast abgehärtet darüber hinweggehen könnte, auf der anderen Seite ist auch nichts so recht in Ordnung (zu bringen), wie in vielen Jugendbüchern.
Erzählt wird die Geschichte des Mädchens Tulip, Erzählerin ist ihre einzige Freundin Nathalie, Tochter des Hotelmanagers. Wir wissen wenig von Tulip, nur dass ihr familiärer Hintergrund alles andere als erfreulich ist. Tulip ist der Geist, der stets verneint - wo immer Kinder Spaß haben, verdirbt sie ihn. Tulip ist aggressiv, jähzornig, unberechenbar, grausam - und kann gleichzeitig ungeheuer charmant wirken. Tulip lügt und betrügt - aber mit jenem tulip touch, jenem winzigen Detail, der jene, die mit ihr zu tun haben, doch immer wieder (leicht)gläubig und nachgiebig macht.
Tulip ist Meisterin im Spieleerfinden, und Nathalie ist ihre ideale Partnerin, denn sie ist ein Mädchen, das sich leicht anstiften lässt und im Ernstfall als Sündenbock dasteht. Tulip ist eine schreckliche Freundin, und doch kommt Nathalie lange nicht von ihr los. Tulips Spiele werden immer grausamer, vor allem jene, die sie alleine spielen muss.
Das Buch, in dem nie etwas wirklich wirklich Böses passiert, hinterlässt dennoch ein großes Unbehagen, nicht zuletzt weil es ein Mädchen zeigt, das - weil ihm letztlich Hilfe versagt wird - immer mehr in die Zerstörungswut der Verzweiflung abgleitet; und wir werden nicht mit Hoffnungsschimmern und therapeutischen Worten entlassen.
Anne Fine ist eine absolute Meisterin, und es sind auch bei ihr die Kleinigkeiten und die Details (the tulip touch), die die Geschichte so unheimlich (im Sinn von schwer fassbar) machen, etwa, wenn Tulips Mutter als Frau beschrieben wird, die, sollte sie einmal zu schreien beginnen, nie wieder aufhören würde.
"The Tulip Touch" ist ein Buch, über das Seminararbeiten geschrieben werden könnten. Und es ist auf seine Art viel beunruhigender als jedes Cormier-Buch. Sehr empfehlenswert."

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/heranwachsen/detail/the-tulip-touch.html
Kostenpflichtig
nein