Nun ist bereits der zweite Band als Taschenbuch da – höchste Zeit, dass ich kurz den ersten Band dieser überaus erfolgreichen Serie bespreche.
Brashares hat es mit einem genialen Kunstgriff geschafft, vier Mädchenschicksale parallel ablaufen zu lassen, ohne dass diese unverbunden nebeneinander erzählt werden. Ein Paar ziemlich unscheinbarer Jeans scheinen, sobald angezogen, jeder der vier Trägerinnen wie angegossen zu passen, und sie scheinen ihnen auch neuen Mut und neues Selbstvertrauen zu geben. Und obwohl die Geschehnisse zwischen Griechenland, Kalifornien und anderen Orten hin- und herpendeln, halten die Jeans, die per Post verschickt werden, damit alle sie ausprobieren können, die Geschichte fest zusammen und sind gleichzeitig Dingsymbol für die feste Freundschaft der vier fünfzehnjährigen Mädchen.
Tibby bleibt zu Hause und arbeitet bei Wallmann's; da dies schrecklich langweilig ist, plant sie ein 'suckumentary' zu drehen; als sie die zwölfjährige Bailey kennen lernt, die an Leukämie leidet, nimmt der Sommer eine ganz andere Wendung als geplant. Lena fährt mit ihrer Schwester zu den Großeltern nach Griechenland; dort löst sie eine kleine Katastrophe aus, als sie mit dem achtzehnjährigen Kostos, der vom ganzen Ort geliebt wird, in einen Strudel von Missverständnissen gerät.
Carmen, die gehofft hat, den Sommer mit ihrem Vater verbringen zu können, muss feststellen, dass sich dieser, nach Jahren der Trennung von seiner puertoricanischen Frau, mit einer Familie von blonden "Klonen" verbinden will, und ist enttäuscht und zornig.
Bridget, schön und wild, verliebt sich beim Fußballtrainingslager in einen Coach und probiert ihre Grenzen aus, ohne wirklich dafür gerüstet zu sein.
Im Grunde geht es in allen Fällen um Erwachen, um Beziehungen, um Liebe und Schmerz, und Brashares hat diese Themen gekonnt, wie schon lange niemand mehr getan hat, verknüpft. Wie damals in Sharon Creech's "Walk Two Moons" hat hier jemand wieder einmal Gespür für das rechte Verhältnis von Erfüllung und Verlust, Komik und Trauer gefunden, und es ist kein Wunder, dass zahlreiche Leserinnen das Buch bisher bejubelt haben. Chick-lit für Jugendliche von der besten Sorte, auch wenn die Begleitung von vier Schicksalen ein bisschen langen Atem brauchen. Die Länge des jugendlichen Sommers (Sie erinnern sich vielleicht?), in dem so viel geschehen kann, wird jedenfalls ausgezeichnet eingefangen.
P.S. "The Second Summer of the Sisterhood" (2003) geht im selben Tonfall weiter – die Hosen sind allerdings nicht mehr sooo wichtig, und ein klein bisschen ermüdend sind die 380 Seiten auch. Dennoch...