The Earth, My Butt and Other Big Round Things

Zu Beginn dachte ich: Nicht schon wieder ein Stück Kalorienliteratur, in dem die Heldin a) ihr Aussehen akzeptiert oder b) ihre Aussehen verändert – und alle leben glücklich weiter.Aber Virginia (15) sorgt für Überraschungen. Offensichtlich entstammt sie einer Musterfamilie: Vater erfolgreicher ...

Zu Beginn dachte ich: Nicht schon wieder ein Stück Kalorienliteratur, in dem die Heldin a) ihr Aussehen akzeptiert oder b) ihre Aussehen verändert – und alle leben glücklich weiter.
Aber Virginia (15) sorgt für Überraschungen. Offensichtlich entstammt sie einer Musterfamilie: Vater erfolgreicher Geschäftsmann, Mutter Psychologin (auf Jugendliche spezialisiert), große Schwester Anaïs bei der Entwicklungshilfe in Afrika, großer Bruder Byron erfolgreich am College. Pech eben, dass Virginia nicht so recht in diese perfekte, erfolgreiche, schlanke, gut aussehende Familie hineinpasst. Pech auch, dass ihre beste Freundin Shannon für ein Jahr in Seattle ist und dass das Herumschmusen mit Froggie Welsh the Fourth heimlich erfolgen muss ("Fat Girl Code of Conduct" bestimmt das so.)
Aber dann lässt sich Virginia doch zu einem Diätprogramm überreden, kämpft auch einige Zeit erfolgreiche gegen die Versuchung durch Schokoriegeln und mehrfach gebuttertes Popcorn, als ein Telefonanruf die mühsam erarbeitete Idylle zerstört. Byron wird der Schule verwiesen, da ihm ein "date rape" zur Last gelegt wird. Virginia flüchtet sich in neue Fressorgien, die Mutter in eine heile Welt, Byron in Selbstmitleid und Missmut.
Die Einzige, die sich der Wirklichkeit stellt, ist Virginia. Und allmählich begreift sie, dass es wichtig ist, ihre eigenen Wünsche auszusprechen und manche davon sogar zu verwirklichen. Am Schluss des Buches sehen wir sie zwar nicht gerade sonderlich dünner (Gott sei Dank!), aber selbstbewusster und voller Ideen und Initiativen. Ihre Flucht in die depressive Enge ihres Zimmers hat ein Ende – sie ist auf dem richtigen Weg, ihrem eigenen.
Das ist natürlich voller Amerikanismen (wie der schöne Satz in "Freaky Friday": "Honey, make good choices!"), aber das kommt nicht peinlich und platt, sondern durch und durch witzig rüber. Mackler lässt ihre Leser/-innen nicht in der Trübsal hängen, lässt für alle das Leben weitergehen, lässt vor allem ihrer Heldin so viel Selbstironie, dass die Lektüre von Kapitel zu Kapitel unterhaltsamer wird. Im Vergleich zur früheren Kalorienliteratur (zB Sachs oder Wersba) ein echter Zugewinn, weil Humor und Selbstbewusstsein in großen Dosen verwendet werden. Ob das als Bibliotherapie geeignet ist, das weiß ich nicht, aber Normalgewichtige (was immer das heutzutage ist) sollten wirklich ihr Vergnügen an dem Buch haben.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/heranwachsen/detail/the-earth-my-butt-and-other-big-round-things.html
Kostenpflichtig
nein