Rosoff ist einfach ein großes Erzähltalent – das beweist sie auch mit ihrem jüngsten Roman, der mit fast märchenhaften Zügen eine grimmige Geschichte erzählt, die wohl irgendwo im fühindustrialisierten England angesiedelt ist, in dem die Pferde noch nicht von der Bahn verdrängt sind.

Am Morgen ihres Hochzeitstages stiehlt sich Pell davon – vom harten Leben in einem schrecklichen Kaff. Vor einem Eheleben, in dem sie dazu beitragen soll, ein Dutzend Kinder am Leben zu erhalten – von der echten und übertragenen Enge des Elternhauses. Mit Pferd und einem kleinen Adoptivbruder irrt sie über Salisbury Plain in die nächste Marktstadt. Von ihrem eisernen Willen abgesehen hat Pell noch ein großes Talent: Sie versteht etwas von Pferden! Doch am Markt sieht sie sich betrogen, sie verliert den kleinen Bruder, verliert das Pferd – und versucht vorderhand einfach nur zu überleben. Dies ist in einer Welt neidischer Frauen und primitiver Männer absolut nicht leicht, und oft genug müssen wir um Pell zittern. Am ehesten fühlt sie sich noch bei den Zigeunern geborgen – mit denen ist ihr Schicksal auch auf wundersame Weise ein bisschen verknüpft. Und sie findet schließlich Unterschlupf bei einem Jäger und Wilderer, muss sich aber wieder auf den Weg machen, um ihren Geschwistern zu helfen. Schlussendlich bleiben zwei Außenseiter beisammen – und ob das gut gehen kann, wissen wir nicht.

Abgesehen davon, dass Rosoff kenntnisreich über Pferde schreibt – ihre Pell ist eine starke junge Frau, die sich nicht unterkriegen lassen will. Vielmehr als ein historisches Pastiche ist dieses Buch ein Stück unaufdringlicher Ermutigungsliteratur – Mädchen müssen und sollen sich nicht unterkriegen lassen. All das ist so erzählt, dass man nicht anders kann, als das Buch in einem durchzulesen und zu hoffen, dass es bald wieder einen Roman von Meg Rosoff gibt.

Penguin 2009; pp. 186