Nowhere To Call Home

Die amerikanische Autorin Cynthia De Felice hat eine Heldin geschaffen, die dem Leser im Laufe der Lektüre wirklich ans Herz wächst und deren Schicksal berührt. Diese Heldin, die sich selbst aber keinesfalls als solche bezeichnen würde, heißt Frances, ist 12 Jahre alt und das privilegierte Leben ...

Die amerikanische Autorin Cynthia De Felice hat eine Heldin geschaffen, die dem Leser im Laufe der Lektüre wirklich ans Herz wächst und deren Schicksal berührt. Diese Heldin, die sich selbst aber keinesfalls als solche bezeichnen würde, heißt Frances, ist 12 Jahre alt und das privilegierte Leben eines reichen Kindes gewöhnt. Als der Vater im Börsenkrach von 1929 sein Vermögen verliert und Selbstmord begeht, sieht sich Frances als mittelloses Waisenkind auf einmal mit einer Realität konfrontiert, die sie sich so hart, ja grausam nie vorgestellt hätte. Frances will nicht zur Tante nach Chicago, sie nennt sich fortan Frankie und gibt sich als Bursch aus. Sie entscheidet sich für ein Leben als "hobo", als Landstreicher also, der sich in Güterzügen versteckt und dabei ständig die Polizei im Nacken hat. Dieses Leben ist in Frankies Vorstellung voller Romantik und Abenteuer. Doch nur allzu bald muss sie erkennen, dass die Wirklichkeit ganz anders ist. In Stewpot findet sie einen Freund, der ihr beibringt, sich in die Waggons zu schleichen oder auf fahrende Züge aufzuspringen, ohne dabei entdeckt zu werden. Er lehrt sie die Sprache und Zeichen der Hobos. Doch die Freiheit fordert ihren Tribut - es ist ein ständiger Überlebenskampf, auf den sich Frankie da eingelassen hat ...

Über die Rockies und bis nach Seattle reist Frankie, bevor die Solidarität zu ihrem Freund sie dazu zwingt, die eigene Position zu überdenken und einen Ausweg aus dem Strudel aus Illegalität und Armut zu suchen. Cynthia De Felice ist ein faszinierendes Bild der USA der Großen Depression und der Codes und Rituale der Obdachlosen gelungen, das nicht zuletzt wegen der plastischen Zeichnung der Charaktere keine akademische Stilübung geworden ist, sondern unmittelbar und lebendig wirkt. Ich könnte mir das Buch auch gut als Einstieg und als historischen Background für die Behandlung des Themas der "homeless people" im heutigen Amerika und der Armut generell im Unterricht vorstellen.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/heranwachsen/detail/nowhere-to-call-home.html
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