24 Hours

Erfahrungen, die ein ganzes Leben definieren und ändern können, verdichtet in den im Titel genannten 24 Stunden: eine faszinierende Vorgabe, auf die sich die neuseeländische Autorin Margaret Mahy da eingelassen hat. In Zeitabschnitten, zwischen denen manchmal nur Minuten, dann wieder Stunden lie ...

Erfahrungen, die ein ganzes Leben definieren und ändern können, verdichtet in den im Titel genannten 24 Stunden: eine faszinierende Vorgabe, auf die sich die neuseeländische Autorin Margaret Mahy da eingelassen hat. In Zeitabschnitten, zwischen denen manchmal nur Minuten, dann wieder Stunden liegen, berichtet sie von dem 17-jährigen Ellis, dem wir zum ersten Mal an einem Freitag Abend begegnen. Nach langer Zeit ist er wieder einmal in der Stadt und darauf aus, Abenteuer zu erleben. In dieser Hinsicht wird er nicht enttäuscht. Er lernt Jackie kennen, der ihm wild und unberechenbar vorkommt und ihn deshalb fasziniert. Er begleitet ihn zu einem heruntergekommenen Motel und gerät dort in eine Art Achterbahnfahrt durch Szenerien und Begebenheiten, die in ihrer Skurrilität verunsichernde Brüche in sein bislang behütetes Leben reißen. "A bit – not mad, not bad – damaged", so kommen Ellis die Personen vor, mit denen er zusammentrifft. Da gibt es zwei Schwestern und einen Mann, der nach einer Affäre mit einem Fünfzehnjährigen seinen Job verloren hat, die Zukunft wird Ellis aus einer roten Glaskugel vorhergesagt, er trinkt so viel Alkohol, dass ihm einmal sogar ist, als würde die Zeit stehen bleiben, und lässt sich tätowieren. Dann wird sogar ein Baby entführt und es ist kein anderer als Ellis, der das Kind rettet – just, indem er Shakespeare zitiert!

Diese Begebenheiten und das damit einhergehende Gefühlschaos, das ihren Protagonisten an- und vorantreibt, erzählt die Autorin durchaus spannend und mit viel Sympathie für ihr eigentümliches Typenpersonal. Dann aber erinnert die Geschichte passagenweise doch zu sehr an die Dramaturgie von Seifenopern, um die Handlungen wirklich glaubhaft erscheinen zu lassen. Im Ticken der Sekunden und Minuten, im buchstäblichen Wettlauf der Figuren mit der Zeit, in der stetigen Abfolge von Ereignissen, die Ellis überraschen und verblüffen, bleiben leider jene Augenblicke der Ruhe, des Atemholens auf der Strecke, in denen wir einen Blick unter die Oberfläche der Charaktere gewinnen und diese uns wirklich nahe gehen könnten. Bestenfalls deutet die Autorin an, auf welche Weise Ellis sich durch das Erlebte ändert, wie er beginnt, sich selbst zu erkennen und reift. Wirklich miterleben lässt sie es uns nicht; und das ist gerade bei einem solch ambitionierten Projekt doch schade.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/heranwachsen/detail/24-hours.html
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