Sleeping Dogs
Hartnetts Buch ist ein schmaler Band voll Gewalt – alltäglicher und (hoffentlich) weniger alltäglicher Gewalt.
Griffin Willow betreibt eine Farm im australischen Busch, die wenig abwirft, aber offensichtlich seine Familie (Frau Grace und fünf Kinder) ernährt. Griffin neigt zu Gewaltausbrüchen u ...
Hartnetts Buch ist ein schmaler Band voll Gewalt – alltäglicher und (hoffentlich) weniger alltäglicher Gewalt.
Griffin Willow betreibt eine Farm im australischen Busch, die wenig abwirft, aber offensichtlich seine Familie (Frau Grace und fünf Kinder) ernährt. Griffin neigt zu Gewaltausbrüchen und verprügelt vor allem Jordan (25) immer wieder; Jordan und seine Schwester Michelle (23) flüchten sich in ein inzestuöses Verhältnis, das im Roman kaum ausgesprochen wird.
Eines Tages taucht Bow Fox auf und stellt seinen Wohnwagen bei den Willows ab, die Plätze vermieten, um den kargen Ertrag der Farm aufzubessern. Bow ist Maler, und er erwirbt sich das Vertrauen des 15-jährigen Oliver, der – unbeabsichtigt – einige Familiengeheimnisse verrät. Als Jordan sich mit Bow und dessen Hundeangst ein Spiel erlaubt, rächt sich Bow, indem er ihn und Michelle denunziert. Die Gewalt eskaliert...
Hartnett schreibt ihren Roman in einer klaren, ziemlich leidenschaftslosen Sprache, und es dauert einige Zeit, bevor man Schicht um Schicht in das Buch eindringt. Das klassische Muster – der Fremde bringt die bisherige Ordnung durcheinander – wird aber insofern verschärft, als jene Hunde geweckt werden, die vielleicht besser weitergeschlafen hätten. Jordan liest nicht zufällig "Schuld und Sühne", denn er und Michelle sehen die Gewalttaten des Vaters als (gerechte) Strafe für ihr Verhalten und leisten kaum Widerstand. Diesem verqueren Verständnis von menschlichem Verhalten stellt Hartnett obendrein eine fast zynischen Schluss gegenüber, der verborgenes Leiden als unausweichlich begreift.
Keine leichte Lektüre, aber eine interessante Herausforderung!