Nicholas Dane
Wir wissen – Burgess, Autor von Kultbüchern wie “Junk” und “Doing It”, ist immer für einen Reißer mit Tiefgang gut; der vorliegende Band ist keine Ausnahme.
Der vierzehnjährige Nick findet sich nach dem Drogentod seiner Mutter plötzlich als Waise wieder; und da es keine nahen Anverwandten gibt, ...
Wir wissen – Burgess, Autor von Kultbüchern wie “Junk” und “Doing It”, ist immer für einen Reißer mit Tiefgang gut; der vorliegende Band ist keine Ausnahme.
Der vierzehnjährige Nick findet sich nach dem Drogentod seiner Mutter plötzlich als Waise wieder; und da es keine nahen Anverwandten gibt, die etwas von ihm wissen wollen, da die Freundin der Mutter selbst genug Probleme hat und ihn nicht so leicht adoptieren kann, landet Nick in einem Heim für Schwererziehbare.
In diesem angeschlossenen System regiert die Gewalt, geregelt durch einige Hierarchien. Nick kann sich nicht fügen und gerät in zahlreiche Prügeleien. Da nimmt sich der Heimleiter-Stellvertreter, Tony Creal, seiner an. Zu spät merkt Nick, dass er sich damit einem Pädophilen ausliefert – die Spirale von Gewalt und Erniedrigung geht weiter. Zusammen mit seinem Freund Davey unternimmt Nick Ausbruchsversuche. Endlich in Freiheit gerät er in die Welt der (Klein)Kriminellen von Manchester; zahlreiche Abenteuer später ergreift er eine neue Chance, aber über seine Erlebnisse zu sprechen ist ihm unmöglich – bis er Tony Creal nach vielen Jahren wiedersieht.
Gut – manches mag etwas unwahrscheinlich erscheinen, aber im Großen und Ganzen bietet der Roman, der vorwiegend 1984 spielt, ein beängstigendes Bild: Wie da Sozialarbeit und Resozialisationsinstitutionen Hand in Hand arbeiten und ignorieren, was so nebenher an Missbrauch läuft; wie die Rechtlosen rechtlos bleiben; wie Gewalt die Kommunikation dominiert – dafür lassen sich auch wohl heute genug Beispiele finden.
Burgess verknüpft wie immer recht geschickt, lässt uns vor Zorn und Aufregung mitzittern und erzählt flott seine Geschichte, die aus vielen Geschichten zusammengesetzt sein mag, bei der wir aber doch andauernd an reale Vorfälle erinnert werden. Reißer mit Tiefgang eben!
Andersen Press 2009; pp. 408