Lola Rose

Wie in "The Illustrated Mum" haben wir es auch hier mit einigermaßen desolaten Familienverhältnissen zu tun. Ich-Erzählerin Jayni wächst in einer Familie heran, in der Gewalt an der Tagesordnung ist. Der Vater ist unberechenbar und eifersüchtig, die Mutter abe ...

Wie in "The Illustrated Mum" haben wir es auch hier mit einigermaßen desolaten Familienverhältnissen zu tun. Ich-Erzählerin Jayni wächst in einer Familie heran, in der Gewalt an der Tagesordnung ist. Der Vater ist unberechenbar und eifersüchtig, die Mutter aber kann sich nicht wirklich von ihm lösen. Als Jaynis Mutter jedoch 10.000 Pfund gewinnt, als der Vater auch Jayni schlägt, packt sie ihre Kinder (da ist noch der kleine Kenny) und flieht nach London. Sie tauchen unter und nehmen neue Namen an: Jayni ist Lola Rose, Kenny wird Kendall, ihre Mutter ist Victoria Luck. Anfangs sieht alles gut aus. Vic findet Arbeit in einem Pub und hat auch bald einen jüngeren Freund (sie selbst geht auf die 30 zu). Als sie aber fast das gesamte Geld ausgegeben hat (u.a. für den Freund), als sie sich öfter im Pub betrinkt, als sich der Knoten in ihrer Brust als Brustkrebs herausstellt, da bricht die schöne neue Welt endgültig zusammen. Vic liegt im Spital, die Kinder wissen nicht ein noch aus, der Vater taucht kurz als Alptraum auf – und gäbe es da nicht die 'dea ex machina', die unglaublich dicke Auntie Barbara, die wie ein Gegenstück zu ihrer glamourösen Schwester wirkt, würde die Katastrophe perfekt sein. So eröffnet sich aber mit Auntie Barbara eine neue Hoffnung....
Wiederum versteht es Wilson meisterlich, ein durch und durch beklemmendes Schicksal so darzustellen, dass den jugendlichen Leserinnen und Lesern nichts geschenkt wird, dass aber dennoch das Prinzip Hoffnung nicht ganz verschwindet. Bei aller Tristesse haben wir in Lola Rose auch immer eine mitfühlende Stimme, haben wir ein Kind, das seine Mutter bedingungslos liebt, haben wir ein relativ starkes Mädchen neben einer relativ schwachen Mutter. Diese Quasi-Umkehrung der Rollen, dass die Kinder sich in vielen Fällen stärker als die Erwachsenen erweisen, trägt sicherlich zur großen Wirkung von Wilsons Büchern bei. Dass selbst im Roman nur die rettende Figur von außen eine glückliche Wendung hervorrufen kann, ist die tragische Komponente im Hintergrund; wenn selbst das Buch nicht ohne solche Figuren auskommt, wie sehr erst müsste man sie für die Wirklichkeit wünschen, in der sie zunehmend seltener (und sei es nur in Form von SozialhelferInnen) auftauchen. Lesenswert!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/yan-young-adult-novels/gewalt/detail/lola-rose.html
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