Schauplatz ist Haiti; die Geschichte beginnt mit dem 15jährigen Shorty, der nach dem Erdbeben von 2010 in den Trümmern eines Spitals gefangen ist. Während er langsam verhungert und verdurstet, erinnert er sich an sein kurzes Leben zurück. Im Slum von Site Solèy geboren, muss er mitansehen, wie sein Vater umgebracht, wie seine Schwester entführt wird. Seine einzige Hoffnung ist, diese Schwester wiederzufinden; er schließt sich einer Aristide-Gang an und hofft, so seinem Ziel näher zu kommen.

Shorty hat aber noch einen anderen Traum: den von Toussaint l’Ouverture, der vor 200 Jahren einen Sklavenaufstand anführte, nachdem er in einer Voodoo-Zeremonie seine Vormachtstellung gefestigt hatte. Toussaint soll es gelingen, für kurze Zeit das französische Joch abzuschütteln; in der Nacht träumt er von einem Jungen, der im Geröll eines zukünftigen Haiti festsitzt…

Wie gesagt, die Geschichte ist nicht unbedingt leicht zu lesen; sie ist obendrein ziemlich gewalttätig, und Lake spart nicht mit Details aus dem ‚gang life‘. Und wer glaubt, dass das weitgehend erfunden sei, irrt: Toussaint war eine historische Person, genauso wie der Gangleader Dread Wilmè, der Shorty unter seine Fittiche nimmt. Letztendlich ist die Wirklichkeit immer schrecklicher als das, was über sie geschrieben wird.