In ihrem zweiten Jugendbuch hat Oates die spannende Geschichte eines fünfzehnjährigen Mädchens erzählt; Francesca beginnt das Leben zu entdecken, merkt, dass es bisweilen Mut und Selbstbewusstsein braucht, Dinge zu tun oder nicht zu tun. In ihrem magischen Denken verlässt sie sich dabei auf ihre "freaky green eyes", die signalisieren, wo sie Grenzen setzt. Wo dies allerdings weniger funktioniert, ist in der eigenen Familie, die langsam auseinander bricht. Ihr Vater, der erfolgreiche Sportjournalist Reid Pierson, ist kaum zu Hause, die Mutter, Künstlerin, nimmt offensichtlich viel um ihrer beiden Töchter willen hin (der Stiefsohn ist bereits im College). Die unnachgiebige, aber gleichzeitig gewinnende Art des Vaters verdeckt so manche Erinnerung an gewalttätige Auseinandersetzungen, an Gewalt den Kindern gegenüber. Aber auf Dauer lässt sich der Bruch nicht kitten, und als die Mutter immer öfter ihre Zeit in einem kleinen Haus am Land zubringt (um es zu renovieren), wächst die Entfremdung so sehr, bis die Töchter schließlich die Mutter zu hassen beginnen, weil sie sie verlassen hat. Als sie schließlich völlig verschwindet, heißt es, sie habe sich mit einem Liebhaber davon gemacht. Francesca will das auch alles gerne glauben, doch eine undeutliche Erinnerung an einen seltsamen Vorfall nagt weiterhin an ihr; und so macht sie sich auf zum Landhaus um nach eventuellen Spuren des Abschieds oder Verschwindens zu suchen…

Auch wenn die Geschichte ein bisschen vordergründig sein mag, so weiß Oates doch, wie man erzählt. Als absoluter Profi spinnt sie nicht nur kunstvoll den Handlungsfaden, sie stellt auch sehr glaubwürdig die Welt der Francesca dar und macht sie damit zu einer interessanten Heldin. Ich nehme an, wir dürfen uns auf weitere Jugendbücher von Oates (einem schillernden Vielschreibphänomen) freuen.