Was für eine gelungene Gespenstergschichte!

Paver, der wir ja die exzellenten “Chronicles of Ancient Darkness” (s. Archiv) verdanken, hat diese Geschichte, die in bester Algernon Blackwood-Tradition steht, mit sicherer Hand und als Verneigung an die Gattung geschrieben.

Wir schreiben das Jahr 1937 und der junge, verarmte Jack Miller schließt sich einer Expedtion von ein paar jungen Männern an; Ziel ist (das fiktive) Gruhuken, in der Nähe von Longyearbyen (von Wien aus bequem in 30 Stunden zu erreichen).

Anfangs sind noch alle bester Dinge, aber alsbald wird die Mannschaft kleiner, und am Ende harrt nur noch Jack in der eisigen Finsternis aus. Gesellschaft sind ihm ein paar Huskies – und ein Wesen, das ihn in Furcht und Schrecken versetzt. Immer wieder taucht die Figur in seinen Träumen, Vorstellungen – in seiner wirklichen Lebenswelt auf: Gruhunken “is haunted”!

Jack will sich jedoch nicht unterkriegen lassen, auch als ein alter Trapper ihn besucht, verabsäumt er die Chance, den dunklen Ort zu verlassen. Aber der endgültige Zusammenbruch ist nicht weit…

Paver hat die Form eines Journals, das Jack verfasst, gewählt, und sie überzeugt absolut durch den geschickten Aufbau und den ausgezeichneten Spannungsbogen, den sie entstehen lässt. Die allmähliche Verzweiflung, das Grauen (ein spezifisch deutsches Wort), die persönliche Angst, die Hoffnungslosigkeit verdichten sich allmählich in diesem dunkel-atmosphärischen Roman. Die Natur wird zusehends als Bedrohung erlebt, wie wir sie etwa bei Blackwood finden, eben weil da noch etwas ist, das wird von Paver mit viel Gespür für Nuancen vermittelt.

Im Grunde muss der Roman nicht als Jugendbuch gelesen werden – er ist auch sprachlich nicht unbedingt besonders einfach; geben Sie ihn als ein gelungenes Beispiel der Gattung an Ihre Schüler/innen der sechsten Klassen weiter.

A Ghost Story- Orion 2010; pp. 243