Mercy und Charity leben mit ihrem Vater und eine Gouvernante in einem gotischen Haus, Century genannt, so um 1890 (aus dieser Zeit stammt Mercys Roman, den wir in einem unnötigen Prolog in die Hand bekommen.) In Century scheint die Zeit still zu stehen – oder doch nicht, denn die Vergas scheinen ein langlebiges Geschlecht zu sein, verborgen vor der Außenwelt, erst in der Nacht erwachend. Aber Mercy ist neugierig. Was ist mit der toten Mutter? Wer ist der geheimnisvolle Claudius? Warum ist der Vater immer verbittert?

Sie macht sich auf die Suche, erfährt von Zeittüren, findet Hinweise, erlebt schließlich als geheime Zeugin die wahre Familientragödie mit und kann durch ein erlösendes Kapitel, das sie schreibt, Hoffnung nach Century bringen.

Was sich einige Zeit so liest, als würde es ein Vampirroman werden, entwickelt im letzten Viertel eine Dichte, die das Buch lesenswert macht. Das Geheimnis der Vergas, die tragischen Verkettungen – das ist beste gothic novel-Tradition, voll von Schauer und Trauer und ewiger Liebe. Der eigentliche Schluss ist wohl zu hollywoodesk, aber die paar Wendungen, die davor passieren, sollen auch dies entschuldigen. Insgesamt ein Buch für Leser/-innen mit einem einigermaßen langen Atem.